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Forstwirtschaft

Papier, Zellulose und Holz stellen wichtige Exportgüter des Landes dar und dank ihrer Wettbewerbsfähigkeit nimmt die exportierte Menge ständig zu.

Im Jahre 2003 stiegen die Zelluloseexporte um 50% im Vergleich zum Vorjahr, die Papierexporte um 21,5%. Die Hauptzielländer waren die USA, China, Japan und die Länder der Europäischen Union.
Die Exporte von brasilianischem Holz und daraus hergestellten Produkten stiegen im Jahre 2002 um 18,4%. Die Hauptimporteure sind die USA, die 44% der Ware kauften. Andere wichtige Importeure waren England, China, Belgien, Frankreich, Japan und Spanien.

Edelhölzer

Mahagoni (Swietenia macrophylla)

Der sogenannter Mahagoni-Gürtel in Brasilien umfasst ca. 80 Mio. Hektar und zieht sich am südlichen und östlichen Rand des Amazonas-Regenwaldes von Süd-Pará über Nord-Mato-Grosso, Rondonia, Süd-Amazonas bis nach Acre. Mahagoni ist das mit Abstand wertvollste Edelholz des Amazonasgebietes und bringt unverarbeitet ca. 1600 US$/m³. Der Baum kann nicht künstlich kultiviert werden, da seine Ökologie, insbesondere seine Verbreitungsbedingungen weitgehend unbekannt sind. Versuche einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Mahagoni sind noch in der Pionierphase. Mahagoni steht unter Naturschutz und darf nur in besonderen Gebieten mit Erlaubnis der brasilianischen Umweltschutzbehörde gefällt werden.

Bekannt ist das Mahagoni-Holz durch seine rote Farbe. Das Holz schwindet wenig und ist trotz seiner Härte sehr gut zu bearbeiten. Es gilt als witterungsbeständig und widerstandsfähig gegen Insekten und Pilze. Genutzt wird Mahagoni-Holz im Bootsbau und als Edelfurnier für Möbel und Innenausbau.

Aufgrund seines hohen Wertes ist Mahagoni ein Motor der Urwalderschließung und nachfolgenden Entwaldung. Ein einzelner Stamm bringt vor Ort 30-50 US$, als Schnittholz im Export bis zu 3.300 US$, die aus ihm hergestellten Möbel bis zu 130.000 US$. Bei diesen Gewinnspannen lohnt es sich, auch zu Einzelstämmen Erschließungsstraßen anzulegen. In Mexiko und Mittelamerika sind die Bestände bereits zu 70% vernichtet. Die derzeit größte Exportregion für Mahagoni ist der Bundesstaat Para, dort besonders in den Indianerreservaten südlich der Transamazonica um die Flüsse Xingu und Tapajos.

Brasilholz (Caesalpinia echinata)
Brasilholz ist eine vom Aussterben bedrohte Laubbaum-Art aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Der Baum erreicht Wuchshöhen von 8 bis 30 m. Seine Rinde ist dornenartig. Die Samen der Pflanze sind so hart, dass bis zum ersten Keimen zwei Jahre vergehen. Die Ausbeutung dieses Holzes führte bis zum Jahr 1850 zur Vernichtung großer Waldgebiete an der Atlantikküste Brasiliens und zur weitgehenden Dezimierung der Art, die heute unter Naturschutz steht. Brasilholz wurde noch in der Kolonialzeit vor allem für die Herstellung eines roten Farbstoffes verwendet. Daneben fand es in der Kolonialzeit Verwendung als Bauholz und für die Herstellung von hochwertigen Möbeln. Heute werden aus Brasilholz vor allem Violinenbögen hergestellt.

Palisander (Dalbergia)
Palisander ist der Handelsname für bestimmte Holzarten der Gattung Dalbergia, welche sich durch ihre hohe Dichte und ihre Härte auszeichnen. Sie nehmen kaum Wasser auf und sind daher sehr witterungsbeständig und resistent gegen Insekten und Pilze. Die meisten Arten weißen außergewöhnlicher Farben und Maserungen auf. Diese Holzart findet im Musikinstrumentenbau Verwendung.

Der Rio-Palisander (Dalbergia nigra) ist sehr rar. In Brasilien besteht seit 1968 ein Ausfuhrverbot für Rundholz dieser Art.

 

 

Nutzhölzer

Eukalyptus (Eucalyptus)
Eukalyptus dient der Zelluloseherstellung und zeichnet sich durch seine Schnellwüchsigkeit und gute Holzqualität aus. Allerdings birgt der großflächige Anbau in Monokulturen Probleme, da Eukalyptus den Boden bis in große Tiefe austrocknet, den heimischen Tieren keinen Lebensraum bietet, andere Baumarten aggressiv verdrängt und mit seinen hochbrennbaren Ölen Waldbrände fördert.

Brasilkiefer (Araucaria angustifolia)
Die Araucaria angustifolia sind immergrüne, bis zu 40 m hohe Nadelbäume, die im südöstlichen Brasilien in höheren Lagen zwischen 800 und 1.800 m ü.d.M. hauptsächlichen in den Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina, Rio Grande Do Sul, und vereinzelt in São Paulo, Minas Gerais and Rio De Janeiro vorkommen. Sie liefern das wichtigstes Exportholz Brasiliens und als Beiprodukt eine wohlschmeckende Frucht, den "Pinhão", der bis heute ein typischer Bestandteil der brasilianischen Küche ist. In agro-forstlichen Systemen dient der Baum als Schattenspender für den Mate-Strauch (Ilex paraguayensis). Verwendung findet die Brasilkiefer als Bauholz, Tischlerholz, Furniere, Bodenbeläge, Furniere, Sperrholz, Blindholz, Schnitzholz, usw.


Weitere wichtige Erzeugnisse der brasilianischen Forstwirtschaft sind

Tungöle, Kautschuk, Karnauba-Wachs,

Caroa-Fasern, medizinisch verwertbare Blätter, Pflanzenöle, Harze, Nüsse sowie Bau- und Möbelhölzer.
Tungöl oder Holzöl ist ein schnell trocknendes Öl, das aus dem walnußähnlichen Samen des asiatischen Tungbaumes gewonnen wird. Es wird im Allgemeinen zum Lackieren von feinem Holz und für Bootslackierungen eingesetzt.

Kautschuk (indian. cao = Baum und ochu = Träne) ist ein Sammelbegriff für elastische Polymere, aus denen Gummi hergestellt wird. Es gibt mehrere von Pflanzen erzeugte Kautschukarten, wovon die ökonomisch wichtigste der Naturkautschuk (Latex) aus dem Milchsaft des Kautschukbaumes (Hevea brasiliensis) ist.
Durch das chemisch-technisches Verfahren der Vulkanisation, kann Kautschuk unter Einfluss von Zeit, Temperatur und Druck gegen atmosphärische und chemische Einflüsse sowie gegen mechanische Beanspruchung widerstandsfähig gemacht werden. Das entstehende Produkt ist Gummi. Nach der Erfindung dieses Verfahrens im Jahre 1839 durch Charles Goodyear, kam es in der Amazonasregion in den Jahren von 1839 bis 1910 zu einem Kautschukboom.
Heute produziert Brasilien etwa 96.000 Tonnen Naturkautschuk jährlich. Dieser kann nur aufwändig in Handarbeit als Sammlerprodukt gewonnen werden. Diese Bewirtschaftung ist nachhaltig, ökologisch, und bietet vielen Einheimischen eine selbständige, auskömmliche Existenz.

Carnaubawachs ist ein Wachs, welches aus den Blättern der Carnaubapflanze (Copernicia cerifera Mart), einer in Brasilien wachsenden Palme, gewonnen wird. Carnaubawachs findet vor allem in der Lebensmittel- und in der Kosmetikindustrie Verwendung, unter anderem als natürliches Trenn- und Überzugsmittel als Lebensmittelzusatzstoff unter der Kennnummer E 903, als Überzugsmittel von Medikamenten, zur Oberflächenbehandlung von Möbeln und Fliesen, in Autopolituren, als Stabilisator in Kosmetik, usw.
Caroa-Fasern sind unter vielen Namen (silk grass, pine apple) gehandelte, weiße, reisfeste Blattfasern, die u.a. für Schnüre und Seile verwendet werden.

 

 

Wälder

Tiefland-Regenwald

Als Amazonasbecken wird die riesige von Regenwäldern bedeckten Tiefebene im nördlichen Teil Südamerikas bezeichnet. Es ist mit ca. 2 Millionen km² das größte zusammenhängende Landschaftsgebiet und damit auch der größte zusammenhängende Wald unseres Planeten.
Der Amazonas-Regenwald bildet ein einzigartiges Ökosystem, dass die größte Dichte an Biodiversität beherbergt. Darüberhinaus fungiert der Wald als gigantische Kohlenstoffsenke und hat große Bedeutung für die Stabilitat des Weltklimas.

Die globale Zerstörung tropischer Regenwälder reduziert die Biodiversität, bedroht das Weltklima, stört den weltumspannenden Wasserkreislauf, drängt Menschen aus ihren Lebensräumen und zerstört deren jahrhunderte alte Kultur.

Der Atlantische Wald – Mata Atântica
Weniger bekannt als der Amazon-Regenwald ist die Mata Atlântica, der Atlantische Wald. Dieser Gürtel verschiedenster Waldtypen, reichte einst über 3000 km entlang der Atlantikküste im Osten Brasiliens und umfasste mehr als 1 Million km². Er vereinigte unterschiedliche Waldformationen wie Tieflandregenwälder in der schmalen Küstenebene, Trockenwälder im Landesinneren des Nordostens und Araukarienwälder im südlichen Bergland Brasiliens. Heute sind von diesen Urwäldern nur noch rund 7% übrig. Sie beherbergen jedoch noch immer einen ungeheuren Reichtum an Pflanzen- und Tierarten. Im Gebiet der Mata Atlântica liegen die größten Städte Brasiliens und leben 70% aller Brasilianer.

 

 

Problemfelder

Ungeachtet der anspruchsvollen, brasilianischen Forstgesetze bewegen sich die Holzeinschlagfirmen und holzverarbeitenden Betriebe in der Amazonas-Region faktisch in einem rechtsfreien Raum. Durch die schiere Größe des Amazonas-Gebiet kann der Holzeinschlag dort kaum effektiv kontrolliert werden.

Die schlechte Ausrüstung der Patrouillen des Umweltschutzamtes sowie der Mangel an Personal, an Hubschraubern und überhaupt an finanziellen Mitteln machen eine wirksame Kontrolle praktisch unmöglich. Innerhalb dieses „rechtsfreien Raumes“ , besonders im Norden des Landes, setzen Farmer, Viehzüchter und sogar lokale Regierungsbeamte ihre Interessen teilweise mit Gewalt durch. Morde an Menschenrechts- und Umweltaktivisten wie im Februar 2005 der Mord an der katholischen Ordensschwester und Umwelt-Aktivistin Dorothy Stang, die sich im Bundesstaat Pará für die Rechte der Landlosen einsetzte, erschüttern seit Jahren die Weltöffentlichkeit.

Die Zerstörung des Waldes hat vordergründig viele Ursachen, geht aber im Wesentlichen auf die gegenwärtige Weltwirtschaftsordnung und den damit verbundenen Zwang zur Industrialisierung zurück. Verschuldung, Korruption und ungerechte Landverteilung innerhalb Brasiliens sind nur eine Seite. Die wachsende Nachfrage anderer Länder nach billigem Tropenholz und Bodenschätzen die andere. Innerhalb von 30 Jahren ist der Weltverbrauch tropischer Harthölzer extrem gestiegen. Der größte Teil davon geht nach Japan und in die EU. Innerhalb der EU ist die Bundesrepublik Deutschland einer der Hauptabnehmer tropischer Hölzer.
Gütesiegel – das Forest Stewardship Council (FSC)
Das FSC ist eine gemeinnützige und unabhängige Organisation zur Förderung einer verantwortungsvollen, umweltgerechten, sozialverträglichen und ökonomisch tragfähigen Waldwirtschaft. Sie wird von Umweltorganisationen, Gewerkschaften, Interessensvertreter indigener Völker, Waldbesitzern und Unternehmen der Holzwirtschaft unterstützt. Der FSC wurde 1993 in Folge des Umweltgipfels von Rio ins Leben gerufen.

Ziel des FSC ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der Waldbewirtschaftung weltweit zu leisten. Der FSC versteht sich hierbei als Plattform, auf der Vertreter mit unterschiedlichen Interessen am Wald zusammenkommen und einen Konsens über verantwortungsvolle Waldwirtschaft finden können. Aus diesem Konsens werden Bewirtschaftungsstandards entwickelt und Mechanismen für die Vermarktung von entsprechend erzeugten Waldprodukten abgeleitet. Wichtigstes Instrument zur Vermarktung entsprechender Produkte ist die Kennzeichnung der Produkte mit dem FSC-Siegel.

Das FSC ist das einzige international anerkannte Gütesiegel, dass bescheinigt, dass der Wald nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit bewirtschaftet wird. Der FSC stellt Richtlinien für die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern auf und überwacht diese. Der gesamtanteil der FSC-zertifizierten Tropenhölzer an der Gesamtproduktion liegt allerdingsweniger bei weniger als 1%.