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Tierproduktion

Rinderhaltung

Thema Rinderhaltung, BrasilienBrasilien ist mit einer Gesamtproduktion von 7,77 Millionen Tonnen im Jahr 2005 der weltweit drittgrößte Rindfleischproduzent hinter den USA und der EU. Beim Export ist das Land weltweit führend. Die jährlichen Exporte erreichen 2,3 Millionen Tonnen. Das ist mehr als Australien und Argentinien zusammengenommen, welche Platz zwei und drei der Rankingliste einnehmen, und 1,9 Millionen Tonnen ausführen. Jedes dritte, weltweit exportierte Kilo Rindfleisch ist “Made in Brazil”.
Im ersten Halbjahr 2006 beliefen sich die brasilianischen Rindfleischexporte auf 1,7 Millionen US$. Dies ist ein neuer Rekord und entspricht ein Anstieg um 16,24% im Vergleich zum Jahr 2005.

Der Hauptabnehmer brasilianischen Rindfleisches ist Russland, gefolgt von Ägypten, den Niederlanden, Italien, Großbritannien, Bulgarien und Algerien.

Höhere Exportquoten werden zurzeit noch durch tarifäre und nicht tarifäre Handelshemmnisse blockiert. Der Einfuhrzoll für brasilianisches Fleisch in die Europäische Union beträgt zurzeit bis zu 170 Prozent. Aktuelle Verhandlungen zwischen EU und Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) streben im Rahmen einer Freihandelszone eine Reduzierung dieser Handelshemmnisse an.

An den internationalen Märkten haben sich die Kräfteverhältnisse in den letzten Jahren deutlich verschoben. Insbesondere Brasilien und Argentinien haben ihre Rindfleischerzeugung stark ausgebaut und drängen verstärkt auf den Weltmarkt. Sie machen inzwischen fast die Hälfte des gesamten Welthandels unter sich aus. Ebenso verzeichnet China eine enorme Steigerung der Rindfleischproduktion. Dagegen ist die europäische Erzeugung rückläufig.

Brasilien besitzt in der Rindfleischproduktion deutliche Kostenvorteile. Durch extensive Weidehaltung, der an die klimatischen Bedingungen angepassten Rinder kann effizient zu niedrigeren Kosten produziert werden. Ein brasilianisches Rind ist nach durchschnittlich zwei Jahren schlachtreif. Die Rinder wachsen auf weitläufigen Grünlandflächen auf, was sich in der Qualität des Fleisches niederschlägt. BSE ist kein Thema. Allerdings könnten die jüngsten Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche (MKS) in begrenzten Gebieten der Bundesstaaten Mato Grosso do Sul (MS) und Paraná (PR) einen weiterer Zuwachs im Export etwas abschwächen, da aus MS etwa die Hälfte aller brasilianischen Rindfleischexporte stammen. 56 Länder verhängten mittlerweile ein Embargo.

Im Jahr 2005 betrug der gesamte Rinderbestand in Brasilien 192 Millionen Stück Vieh. Darunter ist das Nelore-Rind mit über 100 Millionen Tieren die am weitesten verbreitete Rasse.

Fleischrassen in Brasilien

In der extensiven Fleischproduktion dominieren Zebu der Rasse Nelore. Taurine Rassen sind Simmental, Hereford, Angus und andere Fleischrassen. Kreuzungen sind häufig, beliebt sind vor allem Simmental x Nelore oder Brahman x Angus. Auf einigen Betrieben werden mehrere Rassen zu dem dort bevorzugten robusten Fleischtyp gekreuzt und als Kreuzungsrasse weitergezüchtet. Die wohl überwiegende Anzahl der extensiven Fleischproduktionsbetriebe hält eigene Bullen für die natürliche Reproduktion.

Nelore-Rind

Das Nelore-Rind stammt ursprünglich vom indischen Zebu ab. Es besitzt einen ausgeprägten Buckel über Schulter und Nacken (Cupim) und ist eine der Rinderrassen mit den längsten Ohren. Die langen Beine helfen in sumpfigem Gebiet zu laufen und zu grasen. Das Nelore-Rind kann sich gut an unterschiedliches Klima anpassen. Die dicke, schwarze Haut ist von weißem bis hellgrauem Fell überzogen, dass schädliche Sonnenstrahlen filtert und reflektiert. Diese Rasse ist extrem hitzetolerant, anspruchslos und besitzt eine natürliche Resistenz gegenüber verschiedenen Parasiten und Krankheiten. Desweiteren ist sie sehr fruchtbar, leichtkalbig und besitzt einen ausgeprägten Mutterinstinkt. Brasilien ist mit einem Bestand von über 100 Millionen Stück der weltweit größte Züchter von Nelore-Rindern.

Hereford

Das Hereford-Rind ist eine, an extreme Klimaverhältnisse sehr anpassungsfähige, mittelrahmige Fleischrasse. Weitere Eigenschaften wie Leichtkalbigkeit, niedrige Kälbersterblichkeit, wirtschaftliche Verwertung von Raufutter, hohe Fruchtbarkeit bei langer Lebensdauer, gute Umgänglichkeit und beste Fleischqualität durch Marmorierung und Feinfaserigkeit haben dazu beigetragen, dass Hereford die auf der Welt am stärksten verbreitete Fleischrinderrasse ist (besonders in Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland und Südafrika). Hereford Rinder werden überwiegend in den gemäßigten Zonen des Südens gezüchtet.

Fleckvieh, Simmentaler

Das Fleckvieh ist eine anpassungsfähige Zweinutzungsrasse mit gleicher Betonung von Milch- und Fleischleistung. Die Jahresmilchmenge beträgt ca. 5100 kg. Sie findet Verbreitung in Europa, Nord- und Südamerika, China. Südafrika u.a. Für die Tropen wird eine Form mit dunkel pigmentierten Augenringen gezüchtet.

Canchim

Der Canchim ist ein in Zentralbrasilien aus indischem Zebu (Bos taurus indicus) und europäischem Charolais (Bos taurus taurus) gezüchtetes Fleischrind. Es vereinigt die hohe Leistung europäischer Rinder mit der Anpassung der Zebus an heiße Klimate.

Limousion

Der Limousin ist ein pflegeleichtes Fleischrind erster Qualität und wird oft für Einkreuzungen verwendet. Diese Rasse ist für alle Klimazonen geeignet und weltweit in insgesamt über 40 Ländern verbreitet, darunter besondersFrankreich, Brasilien, Argentinien und Australien.

Brahmans

Der amerikanische Brahman wurde aus vier verschiedenen indischen Rassen gezüchtet: der Guzerat, Gir, Nellore and Krishna. Charakteristisch für Brahmans ist der Buckel über Schulter und Nacken, und die losen Hautlappen am Hals. Bullen können bis zu 1100kg wiegen, Kühe bis zu 700 kg. Sie besitzen mehr Schweissdrüsen und eine ölige Haut um Insekten abzuweisen. Darüberhinaus sind sie Unempfindlichkeit gegen Parasiten und Krankheiten und vereinigen Eigenschaften wie Kraft, Widerstandsfähigkeit, Hitzetoleranz und ruhiges Temperament, was sie zu geeignete Nutzrinder für tropische und suptropische Länder macht. Verbreitung: USA sowie ca. 60 Länder der Tropen und Subtropen.

Krankheiten

In der extensiven Weidehaltung Brasiliens entstehen Tierverluste durch Botulismus, Tollwut und Pflanzenvergiftungen. Tuberkulose und Brucellose sind weit verbreitet. Befall und Übertragung von Krankheiten durch Parasiten sowie Anaerobeninfektionen treten überwiegend bei Jungtieren auf. Staatliche Bekämpfungsprogramme und jahreszeitlich festgelegte Impfungen für alle Tiere gibt es nur für Maul- und Klauenseuche. Das Risiko der Einschleppung bei Tierzukäufen ist dadurch sehr hoch.

Rückverfolgbarkeit

Der Export brasilianischen Rindfleisches unterliegt einigen Hürden wie z.B. Gesundheitsanforderungen und kommerziellen Beschränkungen. Eine Massnahme die Gesundheitsanforderungen zu erfüllen, ist die Entwicklung von Systemen zur Rückverfolgbarkeit, die in anderen Ländern schon weitgehend Standard sind, und ein Maximum an Lebensmittelsicherheit und Qualität der Produkte sicherstellen. Seit dem 15. Juli 2006 muss das gesamte in die EU exportierte Rindfleisch durch das brasilianische Identifizierungs-System Bovina e Bubalina des Ministeriums für Ackerbau und Viehhaltung (Ministério da Agricultura e Pecuária - Mapa) registriert werden.
Um die Effizienz dieses Mechanismus zu gewährleisten ist es zu allererst notwendig, die einzelnen Tiere mit Identifikationstechnologie auszustatten. Dies kann manuell durch Ohr-, Metallmarken oder Halsketten geschehen oder durch elektronische Mikrochips, die entweder an den Marken angebracht, oder subkutan platziert werden. Neuerdings wird im Land die biometrische Identifizierung angeregt, bei der das Gefäßmuster der Netzhaut (Retina) als eindeutiges Identifizierungsmerkmal gescannt wird.

Um alle Etappen des Produktionsprozesses zu überwachen werden Daten wie das Geburtsdatum, Herkunft, Rasse, Tag der Schlachtung, Haltungsform und Informationen über die Einhaltung von Normen für Umweltschutz und Wohlergehen des Tieres festgehalten. Ein weiterer fundamentaler Punkt der Nahrungsmittelsicherheit ist die Frage der Krankheitskontrolle, vornehmlich nach Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche und BSE oder Rinderwahnsinn. Die brasilianischen Behörden sind bemüht, einige Normen in der Nahrungsmittelproduktion einzuführen, die bestimmen, dass die Rückverfolgbarkeit und die Identifikation nach systematischen und festgelegten Regeln abläuft, und so die geforderten Informationen bezüglich des Produktes garantieren.

Die Verantwortlichen für die Überprüfung, Sammlung und Speicherung der Daten sind die Zertifizierer. Diese Unternehmen besitzen ihre eigenen Datenbanken, mit Informationen über die einzelnen Klienten, die landwirtschaftlichen Flächen und die Tiere. Die Zertifizierer stehen in direktem Kontak mit dem Landwirtschaftsministerium, dass seinerseits eine zentrale Datenbank besitzt, in der ein nationales Register aller Produzenten und Zertifizier-Unternehmen geführt wird. Darüberhinaus gibt es innerhalb des Rückverfolgbarkeits-Programmes ein Archiv, in dem jedes Tier, dass im mit einer einzelnen Seriennummer elektronisch erfasst ist.

Indessen herrscht einige Verwirrung über die Verteilung der Kompetenzen. Das heißt, wer das Zertifikat einführt, wer es überwacht und bescheinigt. In jedwedem Qualitätsprogramm sollten Einführung, Überwachung und Bescheinigung von getrennten Organen durchgeführt werden. Desweiteren behindert die schlechte Information der Rinderzüchter und Facharbeiter den Prozess der Registrierung. Viele haben noch nicht verstanden warum sie die Informationen über ihre Betriebe auflisten sollen. Darüberhinaus fehlen Einrichtungen für das Training und Verbindungen zu Universitäten und Forschungszentren. Aus diesen Gründen steckt die Rückverfolgbarkeit des Rindfleisches in Brasilien noch in Kinderschuhen und hat noch einige Hürden zu überwinden.

 

 

Schweinehaltung

Thema Schweinehaltung, BrasilienDer Schweinebestand in Brasilien beläuft sich derzeit etwa auf 33 Millionen Tiere. Die Produktion konzentriert sich besonders in den südlichen Bundesstaaten Rio Grande so Sul, Santa Catarina und Paraná. Im Jahr 2005 betrug die Produktion an Schweinefleisch rund 3,1 Millionen Tonnen mit einem Exportvolumen in 2004 von 598.000 Tonnen im Wert von knapp 800 Millionen US$. Das Land ist viertgrößter Exporteur mit 14 Prozent Marktanteil am Weltschweinefleischexport. Russland ist der Hauptabsatzmarkt für brasilianisches Schweinefleisch. Im ersten Halbjahr 2005 wurden knapp 179.000 Tonnen nach Russland importiert.

Geschichte der Schweinezucht in Brasilien

Vor 1950 wurden Schweine in Brasilien nur produziert um tierische Fette für die Herstellung und Haltbarmachung von Lebensmitteln bereitzustellen. Da der Markt für tierische Fette, bedingt durch den Ersatz durch pflanzliche Öle, abzunehmen begann, setzte in der Zucht ein Prozess zur genetischen Verbesserung ein.

In den 70er Jahren wurden neue Produktionstechnologien eingeführt, welche zur Modernisierung der brasilianischen Schweineproduktion beitrugen. Von dieser Periode an war die brasilianische Schweineaufzucht von zwei Produktionskategorien geprägt, in denen die ursprünglichen, ländlichen Rassen (Piau, Canastra und andere) für die Fettproduktion genutzt wurden, und die züchterisch verbesserten Rassen (Duroc, Large White, Landrassen-Kreuzungen) für die Fleischproduktion. Mit der Einführung des Genetik-Verbesserungsprogrammes erlangte die Schweineproduktion mehr Qualität und initiierte einen Anreiz für weitere Entwicklung besonders im Süden des Landes.

Der Hauptanteil der Kosten an der Schweineproduktion entfällt mit etwa 65% auf das Futter. Da die Futterrationen aus Getreidemischungen bestehen, sind Standorte der Schweineproduktion meist neben größeren Ackerbau-Standorten angesiedelt. Die Unternehmen zur Verbesserung des genetischen Materials sind meist nationale Firmen, die Aufgrund der hohen Kosten für Forschung und Entwicklung als Oligopol agieren.

Der größte Anteil der Schweineproduktion im Süden ist durch vertikale Integration mit der verarbeitenden Industrie organisiert. In den Bundesstaaten Rio Grande do Sul und Santa Catarina stammt schätzungsweise bis zu 80% der Produktion von integrierten Betrieben. Innerhalb dieser geschlossenen Systeme erfolgt eine Zentralisierung aller Stationen des Produktionsprozesses, wie Erzeugung, Aufzucht, Schlachtung, Verarbeitung und Handel. Da das Fleisch der geschlachteten Tiere im Süden des Landes industriell verarbeitet wird, werden hier große Tiere mit einem Schlachtgewicht von 105 bis 120 kg bevorzugt. Die Schweineproduktion in den anderen Regionen beliefert die lokalen Märkte mit Frischfleisch, darum ist das Schlachtgewicht hier mit 80 bis 105 kg pro Tier geringer.

Das genetische Material in Brasilien stammt aus Europa und den USA und in den letzten Jahren haben praktisch alle großen Zuchtunternehmen Betriebe in Brasilien angesiedelt. Momentan sind die genutzten Rassen hauptsächlich Large White, Landrassen, Duroc und Pietrain, und in den meisten der kommerziellen Betrieben werden Kreuzungs-Hybriden verwendet.

Die künstliche Besamung hat sich in der brasilianischen Schweinezucht in den letzten Jahren ausgeweitet. Allerdings stammen weniger als 20% der Schweineproduktion aus künstlicher Besamung. Aufgrund der Schwierigkeiten in der Konservierung der Samen, gibt es nur wenige Besamungsstationen und der Import ist praktisch nicht durchführbar. Die meisten Betrieb welche die künstliche Besamung nutzen, bauen eigene Stationen. Brasiliens führende Unternehmen der industriellen Schweineproduktion sind Sadia, Perdigão, Aurora und Seara. Sie alle besitzen eine ähnliche Organisationsstruktur und agieren in einem konzentrierten, extrem konkurrierenden Umfeld.

Bericht TopAgrar 2005
Barra do Piraí, Fazenda Taquara

„Das zweite Standbein des Betriebes ist die Schweinehaltung, Gesamtbestand 2.400 Schweine, z.Zt. mit 3,18 Reais/kg Lebendgewicht die besten Preise der letzten 8 - 10 Jahre (Sauenbestand in Brasilien 2003 um 600.000 Tiere reduziert!), zusätzlich niedrige Futterkosten. Gewinn z.Zt. ca. 120 Reais je Schwein. 2000/2001 war eine kritische Zeit wegen teurer Futtermittel und niedriger Schweinepreise). 3 Mastställe für jeweils 230 Schweine mit 40 - 50 cm dicker Matratze aus Hobelspänen. Restliche Schweinemast in 2 zweireihigen einstreulosen Offenställen (25 - 30 Schweine/Bucht) mit planbefestigten Buchtenböden, Trogfütterung, Nippeltränken, Entmistung mit „Wasserspülung“. Güllelagerbehälter 400 m3. Futtermischung aus Zukaufkomponenten (60 % Mais, 35 % Soja, 5 % Mineralstoffe). Futterverwertung 1:3 (270 kg Futter für ein 90 kg-Schwein). 290 Sauen (Aufstockung auf 500 Sauen geplant), Haltung im Wartestall in Kastenständen. Abferkelbuchten teilperforiert mit Metallrosten und Ferkellampen, Flüssigmistkanäle, Rohrentmistung mit Stausystem. Keine künstliche Besamung. Bis 2003 tragende Sauen in Weidehaltung mit Hütten (Verferkeln durch zu hohe Sonneneinstrahlung und Temperaturen über 40° C). Jetzt 24 Ferkel/Sau/Jahr (2,2 Würfe x 11 Ferkel), mit 5 - 8 % sehr geringe Verluste durch 24 Stunden-Schichtdienst im Sauenbereich. Absetzen nach 21 Tagen, wenig Medikamente (u.a. Kostenfrage). Ferkelaufzucht auf vollperforierten Kunststoffböden mit 60 Ferkeln/Bucht, Futterautomaten, Nippeltränken. Zweireihiger Stall mit schrägem Fußboden zum mittigen Güllekanal, Flatdecks 40 - 50 cm hoch gestellt, Schwerkraftlüftung. Alle anfallenden Ferkel werden selbst gemästet, Schlachtgewicht 90 - 95 kg, Kreuzungssauen (Large White x Landrasse) x Dalland-Eber. Eigenes Schlachthaus, dadurch wird der Zwischenhandel ausgeschaltet. Monatlich werden 400 - 430 Schweine geschlachtet, Hälftenverkauf und Blutwurstproduktion.“

 

 

Geflügelhaltung

Thema Geflügel, BrasilienDie gesamte Hühnerpopulation in Brasilien beträgt etwa 1,1 Milliarden Stück. Die Hühnerfleischproduktion liegt bei knapp 9 Millionen Tonnen, die Eierproduktion bei 1,6 Millionen Tonnen. Damit ist Brasilien der weltweit drittgröste Produzent von Hühnchen und deren Produkten, und mit 43% Marktanteil der größte Exporteur von Hühnchenfleisch. Das Fleisch wird überwiegend in den Bundesstaaten São Paulo, Paraná, Goiás, Minas Gerais, Rio Grande do Sul und Santa Catarina produziert. Die Geflügelindustrie ist hochtechnisiert und entwickelt sich zwischen Genossenschaften lokaler Landwirte und Großbetrieben.Der Kostenvorteil Brasiliens bei der Geflügelproduktion liegt in den niederen Lohnkosten. Darüberhinaus profitierte das Land sehr von der Reduktion der Handelsbeschränkungen und Exportsubventionen, die im Rahmen der WTO-Verhandlungen beschlossen wurden. Weitere Produktionsvorteile bieten moderne Technologien, der große und schnell wachsende lokale Markt, so wie die gelegentlich starke Abwertung der brasilianischen Währung in vergangenen Jahren.

Produktion

Die Geflügelproduktion kann aufgeteilt werden in folgende Stationen: genetische Selektion, Produktion von Zuchttieren und Kücken, Aufzucht und Mast, Schlachtung und Vermarktung.

Die genetische Selektion besteht darin, eine Stamm von Individuen mit erwünschten Eigenschaften an Gewicht, Geschlechtsreife, Fruchtbarkeit, Nahrungsumsetzung, Schlachtalter usw. zu erzeugen. Diese Station des Produktionprozesses erfordert hohe, langfristige Investitionen. Nur wenige Unternehmen in Brasilien sind in diesem Feld tätig. Sie stehen mit internationalen Organisationen in Kontakt.

Bei der Produktion von Zuchttieren werden mit Erzeugung der Großeltern- und Elterntiere Hybridtiere erzeugt. Die Großeltern stammen aus der Reproduktion des Stammes des genetischen Selektionsprozesses und werden meist aus Europa oder den USA importiert. Sie erzeugen wiederrum die Zuchttiere, die als Elterntiere für die kommerzielle Produktion von Junghühnern eingesetzt werden. Dieser Schritt ist Teil des vertikalen Produktionssystems und nur ein paar wenige Unternehmen sind daran beteiligt. Der dritte Schritt ist die Aufzucht und Mast der Kücken auf den Hühnerfarmen zur Erzeugung der Hähnchen. In diesem Segment gibt es eine intensive Kostenkontrolle infolge des großen Verbrauchs an Futter, Medikamenten und spezialisierten Arbeitskräften. Hier geht der Trend zu einer dezentralisierten Produktion mit einer großen Anzahl kleinerer integrierter Produzenten. Nach der Mast erfolgt die Schlachtung und Weiterverarbeitung für den kommerziellen Vertieb. Schätzungsweise 20% der Produktion werden exportiert und 80% auf dem Binnenmarkt verkauft.

Die Schlachthäuser im Süden, die zu den großen Unternehmensgruppen der Region gehören, kontrollieren den Produktionsfluss entlang der gesamten Produktionskette innerhalb eines integrierten Systemes. Sie bekommen die Hähnchen je nach Bedarf von den Farmen geliefert. Diese Gruppen kommerzialisieren die verarbeiteten Produkte. Es bedarf hoher Investitionen in Marketingstrategien, Werbung, Markennamen, Mittler, Ankäufe usw. Die größten Ungernehmen sind: Sadia, Perdigão, Macedo, Frangosul und Doux.

Die Futterkosten machen bis zu 70% der gesamten Produktionskosten der Geflügelaufzucht aus. Das Futter wird hauptsächlich aus Mais und Sojamehl zusammengestellt, was die Entwicklung des Sektors nahe an Produktionsstandorten erklärt, die diese Produkte produzieren.

Das traditionelle Bild, in dem die kommerzielle Geflügelproduktion auf kleinen und mittelgroßen Betrieben basierte, in denen Hühnchen für die großen, verarbeitenden Industrien heranzogen hat sich mittlerweile geändert. Mittlerweile betragen die neueren Ställe Kapazitäten von 24 000 Hühnern, mit automatischer Fütterung und Kontrollen für Temperatur, Feuchtigkeit und Licht. Es zeigt sich in diesem Sektor deutliche Kostenersparnis durch Massenproduktion. Der Zukunftstrend geht hin zu einer verarbeitenden Industrie die mit einer kleineren Anzahl produzierender Großbetriebe zusammenarbeitet.

Technologie

Die Expansion und Festigung der Geflügelproduktion wurde durch die Verbreitung von Spitzentechnologien in den Feldern der Genetik, Fütterung, Haltung, Gesundheit und Ausstattung bewirkt. Die gute Leistung der Hühchenprodukte wird durch ein konstantes Sinken der Preise für Betriebsmittel und/oder Gewinne durch gesteigerte Effizienz in der Produktionskette bedingt.

Rückverfolgbarkeit

Im Geflügel- und Schweinefleischsektor gibt es noch kein nationales Gesetz, dass zur Rückverfolgbarkeit verpflichtet, aber die großen Exportunternehmen besitzen eigene Systeme, die die Anforderungen der internationalen Märkte berücksichtigen. Das gesamte brasilianische Hühnchenfleisch, dass nach Europa exportiert wird muss auf Nitrofenrückstände geprüft werden. [Nitrofen ist ein Herbizid, und gehört zur Gruppe der selektiven Herbizide, die vorwiegend im Vorauflauf Anwendung finden. Seit 1988 gilt ein vollständiges Vertriebs- und Anwendungsverbot in der EG, für Nitrofen-Rückstände in Lebensmitteln gilt die allgemeine Höchstmenge von 0,01 mg/kg Lebensmittel.

Eine weiteres Handelshemmnis für das brasilianische Geflügelfleisch, ist die Legalisierung transgenen Sojas im Land, da Soja einen Teil der Nahrung der Hähnchen ausmacht. Dadurch könnten Verluste im Export von Hühnchenfleisch auftreten, da die EU keine transgenen Produkte akzeptiert und mittlerweile neben der verschärften Kennzeichnung für gentechnisch veränderte Lebensmittel auch eine Kennzeichnung für gentechnisch veränderte Futtermittel eingeführt hat.

 

 

Pferdehaltung

Pferde in Brasilien

Thema Pferdehaltung, BrasilienDie Pferdehaltung gewinnt in Brasilien mehr und mehr an Bedeutung. Die dort gezüchteten Tiere sind wertvoller geworden und die Anzahl der Veranstaltungen nimmt zu, da die Zuchtverbände immer mehr in Verbreitung, Ausstellungen und Auktionen investieren.

Heutzutage gibt es in Brasilien rund 6 Millionen Pferde und weitere 3 Millionen Maultiere und Esel. Die wichtigsten Zuchtgebiete befinden sich im Südosten, Nordosten und Süden des Landes.

Die Geschichte des Pferdes in Brasilien

Die ersten Pferde kamen im Zuge der spanischen Besiedlung im Jahre 1493 mit Columbus während seiner zweiten Reise auf den Lateinamerikanischen Kontinent. Von Hispaniola, der heutigen Dominikanischen Republik, aus, wurden zunächst die benachbarten Inseln Puerto Rico, Cuba and Jamaica und von dort der gesamte amerikanischen Kontinent besiedelt.
Von Zentralamerika gingen zwei unabhängige Migrationswellen aus: eine südwärts nach Kolumbien und Peru, Chile und Bolivien; die andere nordwärts, unterstützt durch die später dazustoßenden Ankömmlinge, die mit Cortez in Mexiko angekommen waren. Sie betraten den Westen der USA.

In Südamerika erreichte eine Gruppe von Pferden 1535 Buenos Aires mit Pedro Mendoza. In Folge der Zerstörung der Argentinischen Hauptstadt durch die Eingeborenen entkam eine große Gruppe von Pferden und bildeten die Grundlage vieler Herden der Cimarrones oder Baguales, die später die Vorfahren der Criollos wurden. 1541 landete Cabeza de Vaca auf seinem Weg nach Paraguay mit einigen Pferden an der brasilianischen Küste in Santa Catarina. Um welche Rassen es sich bei diesen Pferden gehandelt hat, kann heute niemand mehr mit Sicherheit sagen, der größte Teil werden aber Berber, einfache Landpferde und Ponys gewesen sein. Brasilianische Pferde, sowie die anderen Pferde des Kontinents, sind das Produkt von Kreuzungen zwischen afrikanischen, hauptsächlich arabischen und europäischen Rassen.

Pferderassen in Brasilien

Mangalarga Marchador

Die Rasse Mangalarga Marchador hat ihren Ursprung in Brasilien, im Bundesstaat Minas Gerais. Dort begann João Francisco Junqueira, Baron von Alfenas 1821 seine Zucht mit einem Altér Real Hengt und einigen Crioulo- und Berber-Stuten. Sein Zuchtziel war ein Pferd, das besonders trittsicher, menschenbezogen und weich im Gang sein sollte.

Der Mangalarga Marchador beherrscht neben den Gangarten Schritt und Galopp eine weitere Gangart, die in der Regel den Trab ersetzt, die Marcha. Dieser, für die Rasse charakteristische Gang (daher auch „Marchador“) lässt sich unterteilen in die Marcha Batida (Trabtölt), einen zum Trab hin verschobenen Gang und die Marcha Picada (Tölt bis Passtölt), einen Viertakt, der auch leicht zum Paß verschoben sein darf. Neben reinen Passgängern werden Marchadores die ausschließlich traben, in Brasilien von der Zucht ausgeschlossen.

Ein typischer Marchador zeichnet sich durch große Ausdauer bei mittlerem Tempo, Regelmäßigkeit des Ganges, viel Raumgriff und eine flache Aktion in der Vorhand aus. Spektakuläre Gänge und die tölttypische Einbeinstütze sind nicht erwünscht.

Es kommen alle Farben vor, wobei in Brasilien Schimmel prozentual überwiegen. Falben und Braune sind weniger häufig und eher selten sind Füchse und Rappen. Marchadores haben eine durchschnittliche Größe von 1,50m und finden aufgrund ihrer Schönheit, ihres Charakters und ihrer guten Ritteigenschaften mittlerweile sehr viele Liebhaber.

In Europa leben ca. 400 Marchadores, der größte Teil von ihnen in Deutschland. Seit sie 1987 zum ersten Mal auf der Equitana präsentiert wurden, reißt das Interesse an ihnen nicht mehr ab und nicht umsonst werden sie als „o cavalo sem fronteiras“ – das Pferd ohne Grenzen bezeichnet.

Campolina

Der Campolino, ebenfalls ein Brasilianer, ist eine schwere Variante des Mangalarga. Er ist ein geländegängiger, ausdauernder und trittsicherer Tölter. Seine große Härte und Widerstandskraft macht ihn zu einem ausgezeichneten Distanz-Pferd. Die Rasse ist nach dem Farmer Cassiano Campolina benannt, der 1870 im Süden von Minas Gerais seine Pferdezucht begann. Das Ziel von Cassiano Campolina war ein elegantes, agiles, belastbares und schönes Pferd zu züchten, um die Nachfrage des Marktes zu bedienen.

Der Hauptbeschäler namens Monarca war eine Mischung aus Andalusier und einheimischen Pferden. Mit ihm begann die Bildung der Rasse, die zu Ehren ihres Gründers als Campolina bezeichnet wird.

Paulista

Die Rasse der Paulista entstand vor 200 Jahren, als Lusitanos und andere portugiesische Pferde nach Brasilien gelangten. In der flachen Gegend um São Paulo entwickelten sie eine Gangart mit diagonaler Fußfolge, die eine Mischbewegung zwischen Trab und Tölt darstellt und besonders angenehm zu sitzen ist. Paulista-Pferde sind sehr ausdauernd und widerstandsfähig. Ihre Größe beträgt um die 150 cm. Es kommen alle Farben vor, vorwiegend aber Braune und Füchse.

Crioulo

Crioulos sind südamerikanische Pferde und in verschiedenen Typausprägungen in Argentinien, Uruguay, Chile, Brasilien, Paraguay vertreten. Sie zeichnen sich durch große Zähigkeit, Genügsamkeit, Ausdauer, Wendigkeit und extreme Trittsicherheit aus und sind das Produkt 400 Jahre natürlicher Auslese unter den rauhen Bedingungen der südamerikanischen Pampa.

Die Heimat der Crioulo Rasse ist der Süden von Brasilien nahe der Grenze zu Uruguay. Der Crioulo ist wie die anderen Pferde des Kontinents das Produkt von Kreuzungen zwischen afrikanischen, hauptsächlich arabischen und europäischen Rassen. Seine Abstammung vom Berber-Pferd ist ziemlich offensichtlich. In Brasilien wird er als Ranchpferd eingesetzt. Grundsätzlich werden Crioulos ganzjährig auf der Weide gehalten.

Mestizos sind mehr oder weniger criollotypische Pferde, meistens Mischungen mit Vollblut, Kaltblut aber auch mit Warmblutrassen. Diese Pferde sind die am häufigsten in Südamerika verwendeten Arbeitspferde, die dort hauptsächlich von Gaúchos geritten werden. Importierte Mestizos werden nach wie vor gut verkauft, weil sie viel günstiger sind als reine Criollos.

Reinrassige Criollos sind in Südamerika als reine Freizeitpferde und Statussymbole der Patrons einer Estancia in viel höherem Grade domestiziert als ein Mestizo, sie werden problemlos von Kindern geritten, genauso bei langen Ritten, wie auch bei Wettkämpfen in verschiedenen, typisch südamerikanischen Disziplinen.

Lusitano

Das Iberische Pferd hat über Jahrhunderte als reine Linie überlebt, jedoch bildeten sich Unterschiede in Größe, Typ und Nutzung in vielen Regionen von Portugal und Spanien.

1967 wurde das portugiesische Stutbuch (Livro Genealogico Portugues de Equinos) offiziell von der Portugiesischen Vereinigung der Lusitano-Züchter (Associação Portuguesa de Criadores do Cavalo Puro Sangue Lusitano - APSL) eingeführt. Nach der Unterteilung in Lusitano- und Spanische Stutbücher unterzeichnete die Vereinigung der Brasilianische Lusitano-Züchter (Associação Brasileira de Criadores do Cavalo Puro Sangue Lusitano – ABPSL) 1991 eine Vereinbarung mit der APSL. Demnach werden alle in Brasilien gezogenen Lusitanos automatisch in das portugiesische Stutbuch aufgenommen. Die brasilianischen Lusitanos sind so weltweit akzeptiert.
Es ist wenig über den Lusitano in Brasilien nach seiner königlichen Einführung im 19. Jahrhundert bekannt. Es tauchte erst 1974 wieder auf, als Mr Antonio de Toledo Mendes Pereira die Pferde aus Portugal mitbrachte. Im Juni 1995 hatte die brasilianische Vereinigung 163 Mitglieder, am Ende des selben Jahres waren bereits etwa 3500 reinrassige Lusitanos registriert, von denen zwei Drittel in Brasilien geboren waren. Heutzutage gibt es in Brasilien mehr Lusitanos als irgendwo anders in der Welt. Dabei ist die Qualität der Pferde mindestens so gut wie in Portugal, da einige der besten Tiere aus Portugal eingeführt wurden und die Pferdezucht in Brasilien eine große technische Entwicklung durchlaufen hat.

Reitsport in Brasilien

Rodrigo Pessoa

Rodrigo Pessoa, Sohn des berühmten Nelson Pessoa, begann seine Karriere 1992, als jüngster Reiter bei den Olympischen Spielen in Barcelona, wo er den neunten Platz in der Einzelwertung belegte. Das war der Anfang seiner Springreiter-Karriere. Mit der brasilianischen Equipe gewann er 1995 die Panamerikanischen Spiele, 1996 bei Olympia in Atlanta holte er Mannschafts-Bronze.

Der Brasilianer mit Wohnsitz in Brüssel ist der jüngste Weltmeister seit Einführung des Championats 1953, denn bei seinem Titelgewinn 1998 in Rom auf dem Holsteiner Lianos war Rodrigo Pessoa 25 Jahre jung.

In Sydney gewann er mit dem Team die olympische Bronzemedaille. Auf dem fast sicheren Ritt zum Gold in der Einzelwertung verweigerte sein Hengst Baloubet du Rouet dreimal am Einsprung zur Zweifachen Kombination, so dass er letztlich Platz 4 belegte. Als einziger Springreiter gewann Rodrigo Pessoa den Weltcup dreimal in Folge – 1998, 1999 und 2000. Seit Juni 2001 gehört der Brasilianer als Teamleader dem in Aachen erstmals präsentierten World Team an. In seinem Heimatland Brasilien ist er ein Nationalheld. Pessoa löste im November 1999 seinen World-Team-Kollegen Willi Melliger als Weltranglisten-Ersten ab und hielt diese Position mehr als zwölf Monate.

Im August 2004 gewann er Silber in der Einzelwertung bei den Olympischen Spielen in Athen. Weitere zahllose Erfolge im Springreiten untermauern seine internationale Ausnahmestellung.

Polo

Polo wurde in den 30er Jahren nach Brasilien gebracht, entwickelte sich aber erst zunehmend in den 40ern und erreichte den Höhepunkt seiner Beliebtheit in den 70er Jahren, durch von der Regierung veranlasste Vereinfachung des Imports guter Polo-Pferde und des zunehmenden Austausches mit Züchtern und Reitern aus Argentinien, die auch heutzutage noch die Weltspitze des Polo-Sports in Lateinamerika beherrschen, sich jedoch inzwischen mit Brasilien packende Duelle um die Führung liefern.

Heutzutage hat der Sport etwa 500 aktive Teilnehmer in Brasilien, davon 50% im Bundestaat São Paulo. Die anderen stammen aus Rio Grande do sul, Rio de Janeiro, Minas Gerais und Brasília.

Die Region Helvetia im Distrikt Indaiatuba, 100km von der Grande São Paulo entfernt, hat die größte Konzentration an Polo-Zentren in Brasilien. Der gesamte Bezirk verfügt über 22 offizielle Polo-Felder, die über private Höfe und Clubs verteilt sind, die das ganze Jahr über zahlreiche Turniere veranstalten. Das zweitgröße Zentrum ist Orlandia in der Nähe von Ribeirão Preto, wo der Sport von der Familie Junqueira eingeführt wurde. Die Saison beginnt im März und endet im November. Turniere finden jedes Wochenende statt.

Reiterreisen

Vor 15 Jahren hat das unter Deutscher Leitung stehende Reiseunternehmen „Riding Brazil Horseback Adventures“, mit Sitz in Rio de Janeiro, Reiterreisen in Brasilien eingeführt. „Riding Brazil“ bietet Reittouren in verschiedenen Landschaftsräumen an, von der subtropischen Bergwelt Südbrasiliens bis hin in das tierreiche Pantanal, wo Tiersafaris zu Pferde sehr gefragt sind. Diese Touren, Trails, Wander-und Sternritte, vermitteln neben dem Umgang mit dem Pferd, authentische Eindrücke von Kultur und Traditionen im Brasilianischen Hinterland und eröffnen dem Gast faszinierende Landschaften, die in den üblichen Reiseprospekten so gut wie nie präsentiert werden. Dabei werden regionale Rassen, wie Crioulos, Mangalargas oder Campolinas und deren Einkreuzungen bevorzugt geritten. Riding Brazil bietet jedoch auch Polokurse, Besuche und Aufenthalte auf Gestüten sowie Fotoreisen an. Informationen sind einzusehen unter www.ridingbrazil.de und Anfragen können an info@ridingbrazil.com gerichtet werden.

 

 

Milchwirtschaft

Thema Milchwirtschaft, BrasilienMilch wird hauptsächlich in den südlichen Bundesstaaten Goias, Rio Grande do Sul, São Paulo und Minas Gerais produziert, wobei letzterer den größten Rinderbestand, sowie die größte Produktion an Milch und Milcherzeugnissen aufweist.

Im Jahr 2005 betrug die produzierte Milchmenge 23,45 Millionen Tonnen. Brasilien ist weltweit der sechstgrößte Milchproduzent. Der Verkaufspreis von Milch liegt in Brasilien bei ca 0,40 Real/Liter. Besonders unter kleinen Produzenten ist ein Zusammenschluss üblich. In Rio Grande Do Sul, Santa Catarina und Paraná wird die Produktion von Mais, Sorghum und Winterfutter im Zusammenschluss erledigt, um die Futterkosten zu reduzieren. Diese Praxis wird auch beim Erwerb und der Konservation von Samen angewandt.

In Brasilien gibt es zwei Arten von Milchproduzenten: die großen, spezialisierten und die kleinbäuerlichen, diversifizierten Betriebe. Letztere bilden die Mehrheit. Spezialisierte Produzenten erzeugen Milch als Hauptprodukt. Ihre Produktion beruht auf spezialisierten Milchkühen (Gado Holandês = Holstein Friesen) aus europäischer Zucht. In Brasilien sind über 2 Millionen Tiere dieser Rasse registriert. Bei nicht spezialisierten Produzenten wird Milch als Beiprodukt von Fleisch produziert. Die gemischten Herden aus Milch- und Fleischvieh betragen etwa 17 Millionen Tiere.

Geschichte

Die brasilianische Milchwirtschaft ist seit den frühen 90er jahren großen institutionellen Veränderungen unterworfen, die bedeutenden Einfluss auf deren Organisationsstruktur hatten. Nach vier Jahrzehnten der Marktregulierung in denen Preise von der jeweiligen Bundesregierung kontrolliert wurden, gab es einen radikalen Wandel in der Rolle des Staates. Mit der Öffnung des Marktes und Festigung des Mercosur stieg der Wettbewerb mit den importierten Produkten, hauptsächlich aus Argentinien. Durch die Freigabe der Preise ergaben sich neue Bedingungen sowohl für Preise wie auch Kosten entlang der gesamten Milchproduktionskette. Mitte der 90er Jahre vollzog sich ein weiterer, einschneidender Wandel in der Milchindustrie. Zu dieser Zeit forcierten die führenden Unternehmen die Einführung neuer Sammel- und Transportsysteme für Rohmilch, so wie Milchkühlungstechnologien auf den Betrieben, welche die Milchproduktion mit positiven Auswirkungen auch bei den kleinen Produzenten konzentrierte.

Milchrassen in Brasilien

Brown Swiss

Als milchbetontes Zweinutzungsrind mit einer jährlichen Milchleistung von 6000 bis 7000 kg zeichnet sich die Brown Swiss durch Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliches Klima- und Haltungsbedingungen aus. Braunvieh ist hitzetoleranter und reagiert weniger empfindlich auf Sonneneinstrahlung als andere Milch- und Fleischrassen, weil seine braunen Pigmente das UV-Licht besser abschirmen und auch seine Augenlider dunkel sind. Dank ihrer ausgeprägten Hitzetoleranz ertragen daher Braunviehkühe hohe Temperaturen bedeutend besser als beispielsweise die Holstein Friesian, die ihre Milchmengenleistung unter tropischen Bedingungen deutlich reduzieren. In Brasilien beläuft sich der Bestand auf ca. 57.000 Tiere.

Girolanda

In der kleinbäuerlichen Milchviehhaltung wird bevorzugt ein aus Gir (indisches Zebu) x Holandes (Holstein Friesian Abkömmlinge) entstandenes Kreuzungsprodukt gehalten, welches Girolanda genannt wird und sich durch gute Milchproduktion und Robustheit auszeichnet.

Holandês (Holländisches Rind)

In der intensiven Milchviehhaltung in Großbetrieben werden aufgrund der besseren Milchproduktion vorzugsweise reinrassige Holandês genutzt. Das Holländische Rind ist die am weitesten verbreitete Milchviehrasse der Welt, und in über 50 Ländern vertreten. Diese moderne Hochleistungskuh mit genetischer Ausrichtung auf Milchproduktion zeichnet sich durch stabile Gesundheit, hohe Fruchtbarkeit, gut melkbares Euter, hohe Milchleistung, Anpassungsfähigkeit, Langlebigkeit, hohe Produktivität und Resistenz gegen Krankheiten aus. In Brasilien sind über 2 Millionen Tiere registriert.

Weidehaltung

Die Milchproduktion in Brasilien beruht überwiegend auf Weidehaltung, die durch einen niederen Verbrauch außerbetrieblicher Produktionsfaktoren gekennzeichnet ist. In der Vergangenheit wurde Weidegras nicht als Kultur im landwirtschaftlichen Sinne angesehen und wurde darum bei Anbau und Pflege wenig beachtet. In den 70ern änderte sich dies.

Das erste Gras, dass in Brasilien komerziell genutzt wurde, war Melinis minutiflora (Molassegras). Die Verbesserung der Produktionstechniken und der Anstieg der Preise für Boden bewirkte jedoch, dass andere Grassorten genutzt wurden, die produktiver und resistenter gegen Kälte und Dürre waren, wie zum Beispiel Hyparrhenia rufa (Thatching grass).

Ein beträchtlicher Teil der Böden auf denen die Weidehaltung ausgedehnt wurde, waren zuvor Waldstandorte gewesen und darum reich an organischer Substanz. In den Regionen Presidente Prudente und dem nördlichen Paraná bestand Weideland aus Panicum maximum (Guineagras). Dieses Gras ist überaus produktiv, stellt allerdings hohe Ansprüche an die Bodenfruchtbarkeit. Es erreichte exzellente Leistungen auf abgeforsteten, organikreichen Böden. Ohne effiziente Technik zur Rückführung von Nährstoffen verliert es allerdings seine Produktivität.

Ende der 70er führte das Landwirtschaftsforschungs-institut EMBRAPA (Empresa Brasileira de Pesquisa Agropecuária)die Grassorte Bracchiaria decumbens ein. Diese beansprucht weniger fruchtbare Böden und ist sogar an saure Böden angepasst. Die Weidegras-Produktion erlebte in den späteren 80ern eine weitere Entwicklung mit der Einführung von Bracchiaria brizantha. Diese Sorte verbreitete sich schnell dank ihrer Fähigkeit hohe Produktivität mit niederem Anspruch an den Boden zu verbinden. Durch die Einfachheit in der Vervielfältigung konnten niedrige Vertriebskosten der angepassten Grassorten gewährleistet werden. Dies führte zur Verwendung auf allen Produktionsleveln zu den selben Konditionen. Diese Weidegrassorten werden sowohl auf großen wie auch in sehr kleinen Betrieben verwendet.

Leistungssteigerung und Mechanisierung

Die Leistungssteigerung kann auf die gesteigerte Verwendung von mechanischen Melkmaschinen und wohl auch auf den intensiveren Einsatz von Traktoren und landwirtschaftlicher Geräte auf den Betrieben zurückgeführt werden. Es gibt keine offiziellen Statistiken die die Mechanisierung in der Milchproduktion beschreiben, da diese in Brasilien im Allgemeinen mit Getreidebau einhergeht. Aber es ist eine Tatsache, dass die Milchproduktion in den Gebieten zunahm, in denen Mais, Soja oder Kaffee produziert werden und in denen Maschinen und Anlagen verfügbar sind, die auch in der Milchproduktion eingesetzt werden. Abgesehen von der Verwendung dieser Maschinen zur Futterproduktion für die Herde, befähigt der Einsatz von mechanischen Melkmaschinen auch kleinere Familienbetriebe wettbewerbsfähig zu werden bzw zu bleiben.

Die Problematik der Milchkooperativen in Brasilien

Heutzutage bilden in Brasilien - anders als in den USA, Europa und Australien – Milchgenossenschaften nicht die Mehrheit beim Sammeln, Verarbeiten und Vertrieb von Milchprodukten. Nur drei der zwölf größten Milchunternehemen (Itambé, CCL/SP und Centroleite) bilden Genossenschaften.

Um diesen Umstand zu erklären, bedarf es mehrerer Betrachtungen. Zum Einen das Verhalten der in Genossenschaften organisierten Produzenten. Da der Preis für das Rohmaterial über die Jahre stark schwankt, agieren private Unternehmen strategisch als Sammelstellen, unter Berücksichtigung des kurzfristigen Bedarfs. Wenn Knappheit am Produkt herrscht bieten diese Unternehmen einen besseren Preis für die Rohmilch als Kooperativen. Wenn es Produktionsüberschüsse gibt, senken diese Unternehmen die Preise und regen die Produzenten dazu an, die Kooperativen zu beliefern. Die Kooperativen ihrerseits komplizieren das Sammelproblem, da sie gezwungen sind die gesamte Milch eines Produzenten aufzunehmen. Diese Situation hebt die Transaktionskosten an und behindert eine effektive Langzeitplanung zur Ausweitung der Marktanteile.

Eine zweite Erklärung bezieht sich auf die Tatsache, dass die Kooperativen die Einführung von differenzierten Preisen für Rohmaterial verzögerten. Seit Mitte er 90er Jahre bezahlen private Unternehmen die Produzenten nach Produktionsvolumen, mit unterschiedlichen Preisen für verschiedene Zulieferer. Innerhalb der Kooperativen war dieses Verfahren kontrovers. Die Zahlung eines einheitlichen Preises für alle Produzenten führte dazu, dass große Produzenten aus den Kooperativen ausstiegen und deren Produkte von privaten Unternehmen aufgekauft wurden. Dies hob die Kosten der Kooperativen für die Sammlung der Milch und verursachte erhebliche Unterschiede bei der gesammelten Menge.

Eine dritte Faktor betrifft die Tatsache, dass die einzelnen Kooperativen im Allgemeinen kleine industrielle Anlagen haben und Produkte mit geringer Wertschöpfung für regionale Märkten mit eigener Marke produzieren. Ein weiterer Grund, der die Schwächung des brasilianischen Kooperativen-Systems erklärt, ist die Festsetzung der Preise, die den Produzenten gezahlt werden. In privaten Unternehmen orientiert sich die Preisfestlegung flexibel an den gegenwärtigen Marktbedingungen. In den Kooperativen wird der Preis durch die Geschäftsführer, die gleichzeitig auch Produzenten sind, festgesetzt. Die Preisfestlegung bezieht die Marktsituation mit ein, ist aber auch stark von den Produzenten beeinflusst, die eher ihre eigenen Interessen vertreten, als den bestmöglichen Preis. Tatsache ist, dass die Kooperativen den Produzenten Preise zahlen, die mindestens 10% über dem Marktpreis liegen.

Eine fünfte Erklärung für den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit brasilianischer Milchkooperativen ist ihre Unfähigkeit die erforderliche Menge an Bankanleihen zu erhalten um die Betriebe und Industrien weiter zu automatisieren und mit genug Arbeitskapital auszustatten. Im Allgemeinen verschulden sie sich und werden von den Gesellschaftern unter Druck gesetzt, Überschüsse am Ende des Jahres zu verteilen, was neue Investitionen verhindert.

Reiseberichte

Bericht TopAgrar 2003 Brasilien
Betrieb Baudra Agropecuaria in Rolândia

„Es führt uns der Juniorchef Carlos Baudra. 1952 ist der Vater Louis Baudra aus der Schweiz nach Brasilien ausgewandert und hat 1954 den Betrieb in Rolandia mit ursprünglich Kaffeeanbau und Rindviehhaltung gekauft.
Der Kaffeeanbau wurde 1975 aufgegeben, nachdem die Kaffeeernte durch Frost vernichtet worden war.
1976 wurde die Milchviehhaltung durch Zukauf von HF-Kühen aus Kanada und Uruguay begonnen.
Der Betrieb bewirtschaftet 112 ha LF und hält 350 Stück Rindvieh (180 Milchkühe + Nachzucht, 1 Deckbulle).
Der Ak-Besatz ist mit 6 Familien- und 9 Fremd-Ak unglaublich hoch. Die durchschnittliche Milchleistung beträgt 9.000 kg/Kuh und Jahr, täglich werden im Durchschnitt 4.400 kg Milch produziert, die Abholung erfolgt jeden zweiten Tag.
Die Zellzahl liegt bei 180.000, die Keimzahlen sind niedrig. Es wird dreimal täglich mit 2 Ak in einem 2x6 Fischgräten-Melkstand mit aut. Abnahme (Alfa-Laval) gemolken. Ein Wartebereich vor dem Melkstand ist vorhanden.
BST-Einsatz ist erlaubt, wird jedoch nur bei Kreuzungstieren praktiziert. Der Milchpreis liegt bei 3,6 % Fett und 3,0 % Eiweiß zwischen 0,18 und 0,20 $/l.
Die Kreuzungstiere sind sehr widerstandsfähig und unempfindlich gegen Tropenkrankheiten. Für den täglichen Weidegang (das ganze Jahr über) stehen 15 ha Grünland zur Verfügung, bei Regen bleiben die Kühe aber im Stall. Gefüttert werden Maissilage, Baumwollsamen, Zitrustrester und Sojabohnen. Es werden 30 kg Futter/Kuh und Tag mit 16% Protein vorgelegt. Die Kühe werden in drei Leistungsgruppen in folgenden Offenställen gehalten:

  • 2-reihiger Fressliegeboxenstall mit Anbindung (Hochleistungsgruppe)
  • 2-reihiger Boxenlaufstall (mittlere Leistungsgruppe)
  • 1-reihiger Fressliegeboxenstall mit Anbindung (niedrige Leistungsgruppe)

Die Matten der Liegeboxen sind mit Gummigranulat gefüllt. Die Baukosten der Stallungen für 200 Kühe lagen bei ca. 300.000 $, es waren keine Umweltauflagen zu beachten. Die anfallende Gülle wird täglich ausgefahren. Die Entmistung erfolgt weitgehend von Hand. Die Besamung erfolgt mit Sperma aus USA, Frankreich, Spanien und Holland. Das Erstkalbealter liegt bei 24 – 25 Monaten. Die Zwischenkalbezeit beträgt 14 Monate. Die Gesundheitsprobleme beschränken sich auf Klauenerkrankungen sowie hin und wieder Mastitis. Eine weitere Entwicklung ist an diesem Standort nicht möglich daher wird die nächte Generation vermutlich andere berufliche Wege gehen.“

Betrieb von José und Maria Isabel Francisco in Rolândia

„Anbau von 50 ha Mais und Futterpflanzen 140 Rinder, davon 75 Milchkühe, 10.800 Liter Stalldurchschnitt, Embriotransfer und Besamung (kanad.Sperma) durch Betriebsleiter, mittl. Herdenalter 3.5 Jahre, 7-8 Laktationen, nach 15 Mon. Erstbesamung, 400 Tage Zwischenkalbezeit, 4 Familien- und 6 Fremd‑AK, Familienentlohnung = 300 Real bei freier Station, 3 x tägl. melken, Offenstall mit zusätzlichen Lüftern ( große Durchmesser ) oberhalb der Tiere, Einstreu mit Sägespänen, Stallfütterung mit Auslauf, eigene Anlage zur Pasteurisierung und Abfüllung / Verpackung der Milch, Erlös 82 cent (bras.) / l pasteur.+verpackt an Handel, 48-52 cent lose an Molkerei, z.Zt. tägl. ges. Menge von 65 Kühen = 1900-2000 l/Tag Absatz past.+verp., wöchentlich amtl. Kontrolle von Milchkonsistenz und Tiergesundheit .Produktion der höchsten Qualitätsstufe bei Milch lohnt nicht wegen noch höherer und damit kostspieliger Auflagen. Sehr sauberer und gepflegter Betrieb. Milchumtrunk zum Abschied.“

Bericht TopAgrar 2005: Genossenschaft Castrolanda

„Bei der Genossenschaft Castrolanda begrüßt uns Herr Sinohe, der Geschäftsführer für den Bereich Pflanzliche Produktion und gibt uns einen Überblick über die Geschichte und die Leistungen der Cooperative. In Castro ist der Hauptstandort der Genossenschaft. Zusätzlich gibt es noch fünf Filialen in den Bundesstaaten Paraná und Sao Paulo. Castrolanda wurde 1951 durch 50 Einwanderer aus Holland als Molkereigenossenschaft gegründet. Den Einwanderern wurden von der brasilianischen Regierung 5.000 ha Buschland und Wald zur Verfügung gestellt, die zunächst urbar gemacht werden mussten. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte hat sich die Genossenschaft kontinuierlich weiter entwickelt: 1954 erfolgte die Gründung der CCLPL (Cooperativa Central de Laticinios do Paraná Ltda), 1964 Geflügelwirtschaft (nach 10 Jahren aufgegeben), 1965 Expocastrolanda, die erste Ausstellung für Milchvieh in Brasilien, 1967 Schweineproduktion, 1970 Pflanzenproduktion (Mais), 1984 Gründung ABC (landw. Forschungsinstitut, Stiftung), 2002 Zusammenarbeit mit Cooperative Witmarsum (deutsche Mennoniten), 2003 Futtermittelwerk für Geflügel- und Schweinefutter in Zusammenarbeit mit der Firma Perdigao (Zucht, Produktion und Vermarktung von Schweinen und Geflügel (Fleisch)), 2003 Einheit zur Kartoffelchips-Herstellung.

Die Genossenschaft hat z.Zt. 612 Mitglieder und 369 Mitarbeiter. 2004 betrug der Umsatz 552 Mio. Reais. Alle Mitglieder der Genossenschaft sind auch Teilhaber. Partner sind Veterinäre, Agronomen, Techniker, Freiberufler (alles Dienstleister) und Beratungskomitees für alle Bereiche. Neben dem Hauptgeschäftsführer gibt es vier Geschäftsführer für die Bereiche Pflanzliche Produktion, Tierische Produktion, Finanzwesen und Neue Entwicklungen. Zusätzliche Bereiche ohne eigenen Geschäftsführer sind Steuerberatung, Controlling und die bereits genannten Beratungskomitees. Die Betriebsgrößen liegen zwischen 50 und 3.000 ha bei einer maximalen Entfernung von 300 km! Die Mitglieder haben Lieferpflicht, dafür bekommen sie von der Genossenschaft Beratung (gegen Bezahlung) und Unterstützung in finanziellen Angelegenheiten. In der Betriebsführung sind die Mitglieder eigenständig, die Genossenschaft macht ihnen keine Vorschriften. 50 % der Mitglieder sind holländischer Abstammung. Der Gewinn bleibt zu 50 % bei der Genossenschaft (für Investitionen), die anderen 50 % werden nach Umsatz auf die Mitglieder ausgeschüttet.
1982 wurde mit der Sojavermarktung begonnen. 2004 wurden 146.000 t Soja, 145.000 t Mais und 38.000 t Weizen vermarktet, die Pflanzkartoffel-Produktion betrug 3.500 t. Im Durchschnitt sind folgende Erträge zu verzeichnen: Soja 3.000 kg/ha, Mais 8.000 kg/ha, Weizen 3.000 kg/ha, Kartoffeln 28.000 kg/ha. Für die Sommerproduktion steht eine Fläche von 100.000 ha zur Verfügung, für die Winterproduktion (Getreide) dagegen nur 40.000 ha. Die restliche Fläche liegt über Winter brach. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird staatlich kontrolliert, Grundlage für die Empfehlungen der Berater sind die Ergebnisse des Forschungsinstituts. Die Niederschläge liegen bei 2.000 mm jährlich. Die Monate September und Oktober 2005 waren mit 700 mm Niederschlag untypisch, daher auch die Verzögerungen bei der Getreideernte.

Im Bereich Tierische Produktion wurden 2004 folgende Produktions- und Vermarktungsdaten erreicht: 98 Mio. kg Milch, Produktion steigend, da keine Quoten. Durchschnittlich 28 kg/Kuh und Tag bei zweimal täglichem Melken, 33 kg/Kuh und Tag bei dreimal täglichem Melken. Tägliche Milchanlieferung je Mitglied im Durchschnitt 1.350 kg = ca. 50 Kühe/Betrieb. Ein Spitzenwert für Brasilien sind die 22 Ferkel/Sau und Jahr. Die Schweinefleischproduktion lag bei 22.600 t, die Mischfutterproduktion bei 155.000 t.

Weiter geht es zum hoch prämierten Milchviehbetrieb “Chácara Salomons“ mit 160 Hochleistungskühen. Uns führt Charles Salomon, der Sohn des Eigentümers Klaas Salomon, dessen Vater aus Holland eingewandert ist. Der Betrieb wird nicht vererbt, sondern der Sohn muss den Betrieb vom Vater kaufen. Der Sohn ist aber schon jetzt am Gewinn beteiligt. Auf der Gesamtfläche von 180 ha LF werden 75 ha Soja und 60 ha Mais (für Maissilage) angebaut, die restliche Fläche wird mit schwarzen Bohnen bestellt. Im Sommer haben die Kühe Weidegang auf 6 ha, im Winter auf der gesamten Fläche. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 31 kg je Bestandskuh und Tag, bei 3,80 % Fett, 3,20 % Eiweiß und 180.000 Zellen.
Die Kühe werden in einem zweireihigen Offenlaufstall (keine Wände, der Stall ist nur überdacht) mit Spaltenboden gehalten. Auf Liegeboxen wurde verzichtet, da die Kühe “Weidegang“ (Auslauf) haben. Die 3 m breiten Spaltenboden-Laufgänge sind 2 m tief unterkellert (Zirkulationssystem). Mit einer Kapazität von 600 m3 kann die Gülle 4 Monate gelagert werden. Es wird zweimal täglich gefüttert, keine Futtermischung, Luzerne und Maissilage als Grundfutter. Das schräg gestellte Selbstfang-Fressgitter hat eine Fressplatzbreite von 75 cm. Bei 136 Fressplätzen können nicht alle Kühe gleichzeitig fressen. Die 4 m tiefen Fahrsilos sind arbeitstechnisch günstig am Hang gebaut worden. Auf Leistungsgruppen wird verzichtet, das würde zu viel Arbeit machen. Im Stall gibt es 4 Fressstellen für Mineralstoffe (zur freien Aufnahme). Der 2x5 Autotandem-Melkstand (Westfalia) hat einen überdachten Warteraum und ist in einem separaten Gebäude untergebracht. Im Melkstand wird kein Kraftfutter verabreicht. Die Abkalbebuchten befinden sich neben dem Wohnhaus, in der Nähe stehen die selbst gebauten Kälberhütten. Die Besamung erledigt ein Besamungstechniker, die Trächtigkeitskontrolle erfolgt per Ultraschall.

Die Kühe werden zweimal täglich gemolken, nicht dreimal, denn Familie Salomons arbeitet, um zu leben, nicht umgekehrt. Auf dem Betrieb arbeiten 3 Ak + Betriebsleiter – 2 Ak melken, 1 Ak füttert. Der Melker verdient 1.200 Reais, zusätzliche Kosten für Sozialabgaben ca. 40 %. Die Milch wird täglich abgeholt, die Lagertemperatur im 6.000 l fassenden Kühltank beträgt 2° C. Der Milchpreis ist z.Zt. mit 0,43 Reais/kg sehr niedrig. Die Kosten von 0,46 Reais/kg werden im Moment nicht gedeckt. Normalerweise liegt der Milchpreis bei 0,55 Reais/kg.
Die züchterische Grundlage der beeindruckenden Milchviehherde liegt in den Kühen der Großeltern. Das Ziel ist die ständige genetische Verbesserung der Herde. Die über die Besamung eingesetzte Genetik stammt zu 90 % aus Kanada und zu 10 % aus den USA. Es wird auch mit Embryotransfer gearbeitet. Imponierend ist die Pokalsammlung, die den züchterischen Erfolg des Betriebes zeigt: Neben 14 Excellent-Kühen wurde eine Kuh mit 85 Punkten bewertet und mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Zur Bestandsergänzung werden jährlich 60 - 80 Färsen benötigt (Erstkalbealter 24 - 26 Monate). Überzählige Tiere werden zu hohen Preisen verkauft.
Nach dem Mittagessen besuchen wir das Forschungsinstitut für Landwirtschaft “ABC“, dessen Träger eine Stiftung der drei Genossenschaften Apotie, Batavo und Castrolanda ist. Uns begrüßt der Leiter, Eltje Jan Loman Filho, der uns sehr interessante Informationen gibt. Das 1984 gegründete Institut hat 80 Mitarbeiter, davon 7 wissenschaftliche Koordinateure, 50 Agraringenieure und 10 landw. Techniker. Die Mitglieder der genannten drei Genossenschaften bewirtschaften insgesamt 240.000 ha. Im Bundesstaat Paraná lag die durchschnittliche Jahrestemperatur in den Jahren 1975 - 1999 zwischen 22 und 27° C. Man unterscheidet drei Klimazonen:

  • 600 m hoch,
  • durchschnittliche Jahrestemperatur 25 - 26°C
  • 800 m hoch,
  • durchschnittliche Jahrestemperatur 24° C
  • 1.000 m hoch,
  • durchschnittliche Jahrestemperatur 22°C,
  • 4 - 5 Fröste/Jahr, max. -5° C

Die Stiftung besitzt 150 ha Versuchsflächen in drei Parzellen. Ziel der Arbeit ist, die Mitglieder so schnell und so umfassend wie möglich über die Ergebnisse der Forschungsarbeit zu informieren. Jedes Mitglied zahlt einen Beitrag in Höhe von 4,5 $/ha LF. Jedes Jahr führt das Institut im Februar eine technologische Schau (ohne Maschinen) durch, bei der die neuesten Erkenntnisse weitergegeben werden. An dieser Schau sind auch Dünger- und Saatguthersteller sowie Pflanzenschutzfirmen (z.B. BASF und Bayer) beteiligt. Die Homepage des Instituts enthält aktuelle Informationen, vor allem auch für die Mitglieder, denen zusätzlich noch exklusiv eine spezielle Datenbank zur Verfügung steht. Zusätzlich besteht noch die Möglichkeit, sich auf den Versuchsfeldern vor Ort zu informieren.

Das entscheidende Gremium des Instituts ist der Forschungsrat, der sich zusammen setzt aus den Direktoren der Genossenschaften, die praktische Landwirte sind, aus den Leitern der Fachabteilungen und aus Technikern des Instituts. In diesem Gremium werden die Forschungsvorhaben diskutiert und beschlossen. Neben den Versuchsflächen steht ein Labor für Boden- und Pflanzenuntersuchungen zur Verfügung. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt im Moment bei Umweltfragen, auch im Hinblick auf die Gesetzgebung. Ein weiteres Problemfeld betrifft die Direktsaat, bei der der Einsatz von Roundup zu ersten Resistenzen geführt hat. Hoch interessant war die Diskussion über gentechnisch veränderte Pflanzen. Mit diesem Thema beschäftigt sich das Institut seit fünf Jahren. Das Ergebnis dieser Untersuchungen zeigt, dass gentechnisch veränderte Pflanzen ökonomisch nicht besser abschneiden als konventionelle Pflanzen. Trotzdem sind die Wissenschaftler in Brasilien für den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut, da der hohe Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei konventionellen Pflanzen (unter den Bedingungen des tropischen Klimas!) auf Dauer nicht tragbar ist.

Zur Genossenschaft zurückgekehrt erläutert uns Herr Sinohe die Anlieferungs- und Lagermöglichkeiten. Die Annahmekapazität beträgt 840 t/h. Der Gesamtumschlag liegt im Sommer bei 370.000 t, im Winter bei 70.000 t. Z.Zt. wird Weizen angeliefert. Zu Beginn der Ernte betrug der Feuchtegehalt bis zu 23 %. Der Brennstoff für die Trocknung ist Holz, das aus Eukalyptus-Plantagen kommt. Die Lagerkapazität in Castrolanda reicht mit 280.000 t für die Mitglieder nicht aus. 80.000 bis 90.000 t müssen auswärtig gelagert werden. Zusätzlich gibt es zwei Lagerhäuser für Düngemittel, ein Lagerhaus für Pflanzenschutzmittel, ein Lagerhaus für Saatgut und eine Anlage zur Saatgutaufbereitung von Soja und Mais (Saatgutverkauf auch an Nichtmitglieder). Verständlicher-weise muss permanent auf Lagerschädlinge kontrolliert werden. Die aktuellen Preise liegen für Soja bei 12 $/60 kg Sack, für Harnstoff (45 % N) bei 250 $/t und für Weizen bei 130 $/t (das ist der schlechteste Preis der letzten 10 Jahre, dazu kommt noch die wegen des Regens schlechte Qualität). Übernachtung im Philadelphia Hotel.“

 

 

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