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Imkerei

Die Honigproduktion in Brasilien

STEAG-PORTFOLIOHonig wird vom Menschen schon seit der Steinzeit als Süßungsmittel genutzt. Er ist reich an Frucht- und Traubenzucker und enthält außerdem, Aminosäuren, Proteine und Mineralien, Vitamine und Enzyme, die die Entwicklung von Bakterien hemmenden. Der Fermentgehalt des Honigs wirkt fördernd auf Verdauung und Mineralstoffwechsel. Aufgrund seines hohen Zucker- und geringen Wassergehalts ist Honig lange haltbar. Obwohl nach dem Arzneimittelgesetz nicht als Heilmittel anerkannt, hat er doch als schnell energiespendendes Kräftigungsmittel große Bedeutung und wird in der Volksheilkunde vielseitig eingesetzt. Der Ursprung der Hausbienenhaltung mit gezielter Honiggewinnung wird im 7. Jahrtausend v. Chr. in Anatolien vermutet.

Weltweit gibt es etwa 25000 Bienenarten, in Deutschland ca. 600 (die meisten Solitärbienen), in Brasilien ca. 3000 Arten. Tropischer Honigbienen zeichnen sich durch spezifische Eigenschaften wie eine hohe Reproduktionsrate, häufiges Ausschwärmen und ein ausgeprägtes Abwehrverhalten aus. Die meisten tropischen Bienen sind resistent gegen die Varroamilbe. Die Amerikanische Faulbrut, eine Bienenkrankheit, deren Behandlung in Europa dem Tierseuchen-Gesetzgebung unterliegt, tritt in Brasilien nicht auf. Durch die Resistenz tropischer Bienen gegen Krankheiten werden daher weniger oder gar keine chemischen Behandlungen benötigt. Dadurch kann schadstoffreier Honig (und Bienenwachs) leichter produziert werden als in gemäßigten Klimaten.

In Brasilien wird zur Honigproduktion die afrikanisierte Honigbiene (Apis mellifera) eingesetzt, die sich in den letzten fünfzig Jahren rasant in ganz Südamerika bis nach Nordamerika ausgebreitet hat. Die Afrikanisierten Honigbienen produziert pro Schwarm im Jahr 60 bis 80 Kilogramm Honig.

Brasilien ist der weltweit sechstgrößte Honigproduzent (nach China, den USA, Argentinien, Mexiko und Kanada). Die Gesamtproduktion von Honig belief sich im Jahr 2005 auf 24500 Tonnen. Im Jahr 2004 wurden 21000 Tonnen Honig mit einem Wert von 42 Millionen US$ exportiert.

Mit einem Verbrauch von 1,4 kg pro Kopf steht Deutschland beim Verzehr von Honig weltweit an erster Stelle. Da die deutsche Honigernte nur etwa 20% des inländischen Honigkonsums deckt, müssen die fehlenden 80% aus insgesamt 46 Ländern importiert. Im Jahre 2004 betrug die Netto-Importmenge 80.238 Tonnen Honig. Argentinien deckt über 25% aller Honigimporte in Deutschland, Brasilien ist mit einem Anteil von gut 13% nunmehr zweitwichtigster Honiglieferant.

Durch den durch Anti-Dumping Zölle bedingten erschwerten Zugang zum amerikanischen Honigmarkt, bleibt Europa - und damit in erster Linie Deutschland - wichtigster Abnehmer für Honig aus Südamerika. Weitere Hauptabnehmer von brasilianischem Honig sind Spanien, Kanada, die USA und Mexiko.

Wachs

Bienenwachs ist ein aus 248 verschiedenen Substanzen bestehendes Drüsensekret der Arbeitsbienen und dient als Baumaterial für die Waben. Es wird durch Ausschmelzen von Waben gewonnen und findet heutzutage trotz zahlreicher Ersatzstoffe nach wie vor in verschiedenen Industriezweigen, wie der Pharmazie, Lebensmittelindustrie und Kosmetik Verwendung. Die brasilianische Gesamtproduktion von Bienenwachs belief sich im Jahr 2005 auf 1650 Tonnen. 2004 wurden 89 Tonnen Bienenwachs mit einem Wert von 7,3 Millionen US$ exportiert, hauptsächlich in die USA, so wie nach Deutschland, England, Japan und Frankreich.
Exportiert wird Bienenwachs weltweit hauptsächlich von Chile, Tansania, Brasilien, Holland und Australien.

Bienengift

Bienengift wird in der Giftdrüse der Arbeiterbiene erzeugt und ist eine wasserklare Flüssigkeit und besteht hauptsächlich aus Proteinen, Polypeptiden und Aromastoffen. Darüberhinaus enthält es Aminosäuren, Lipide und Enzyme. Jede Arbeiterin produziert 0,3 mg Gift. In der Pharma-Industrie wird Bienengift zu Salben oder Injektionsmittel verarbeitet. Obwohl die heilsame Wirkung bei rheumatischen Beschwerden bewiesen ist und attraktive Preise zu erzielen sind, erweist sich Bienengift als ein schwer komerzialisierbares Gut, da es im Gegensatz zu anderen Bienenprodukten aufgrund seiner Toxizität nur an spezialisierte Apotheken und Chemiekonzerne verkauft werden darf.

Pollen

Pollen, die männlichen Blütenkeimzellen dienen den Bienen als Eiweißnahrung und wird in Form von kleinen Ballen an den Hinterbeinen in den Stock transportiert. Wegen seines hohen Nährwertes wird Pollen als Nahrungsmittelergänzung genutzt und in Form von Beimischungen in Honig, in Flüssigkeit gelöst, trocken oder in Kapseln und Tabletten vertrieben. Es ist reich an Eiweiß, Lipiden, Mineralien und Vitaminen. Pollen soll die Hirndurchblutung fördern und ist als allgemeines Kräftigungsmittel geschätzt. In der Medizin haben sich Pollenpräparate gegen Prostataerkrankungen bewährt. Die Gewinnung von Pollen wird an den Fluglöchern mit Hilfe von Pollenfallen vorgenommen, die den heimkehrenden Sammlerinnen die Pollenladungen abstreifen.

Weiselfuttersaft (Gelee Royal)

Er ist ein Drüsenprodukt der Ammenbienen und dient der Königin sowie den jüngsten Bienenlarven als Nahrung. Es besteht hauptsächlich aus Wasser, Kohlenhydraten, Proteinen, Lipiden und Vitaminen. In der Apitherapie ist es als hochwertiges Eiweiß- und Vitaminpräparat geschätzt und wird zur vielseitigen Anwendung empfohlen. Gelee Royal soll günstig gegen verschiedenste Erkrankungen, wie Infektionen und Arteriosklerose wirken und Funktionsstörungen der Körperorgane normalisieren. In der Kosmetikindustrie wird es bei der Zusammensetzung verschiedener Produkte verwendet. Der weißliche, cremige, säuerlich schmeckende Weiselfuttersaft wird durch Absaugen aus den Zellen junger Königinnenlarven - in manchen Ländern in industriemässig großem Umfang – gewonnen. Der Futtersaft von etwa 5 Weiselzellen ergibt ein Gramm. China ist für ca. 60% der weltweiten Produktion verantwortlich und exportiert schätzungsweise 450 Tonnen pro Jahr nach Japan, die USA und Europa.

Propolis

Die Propolis oder das Kittharz wird durch die Bienen von Blütenknospen gesammelt und wie Pollen in den Körbchen der Hinterbeine eingetragen. Es dient im Bienenstock zum Verkitten, Abdichten, Isolieren und Konservieren. Kittharz besitzt ein breites antibakterielles Spektrum. Es soll das Wachstum heilender Gewebe stimulieren. Die bei Stockwärme klebrige Masse wird nach Abkühlen hart. Die Gewinnung erfolgt durch Abkratzen von Rähmchen und Beutenteilen, in größerem Umfang auch mit Hilfe von eigens zum Verkitten ins Bienenvolk verbrachten Vorrichtungen. Etwa 75% der in Brasilien produzierten Propolis werden exportiert, insbesondere nach Japan.

Bestäubung

Der indirekte Nutzen der Honigbienen besteht in der Übertragung des Blütenstaubes durch die Nektar- und Pollensammeltätigkeit und ist um ein Vielfaches höher als ihre direkten Leistungen. Man schätzt den wirtschaftlichen Nutzen der Bestäubung pro Jahr weltweit auf über 100 Milliarden US-Dollar.

Unter den zahlreichen Insekten sind vor allem die Bienen- und Hummelarten als Blütenbestäuber wirksam, denn sie besitzen dichtes, gefiedertes Chitinhaar und sind auf die Ernährung durch Nektar und Pollen angewiesen. Die Bestäubungstätigkeit wird von verschiedenen Umweltbedingungen wie Bodenbearbeitung, dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Jahreszeit, Klima und Jahreswitterung beeinflusst.

In entwaldeten, degradierten Gebieten oder wenn Monokulturen vorherrschen, sind Landwirte in besonderem Masse von der Bestäubungstätigkeit der Bienen abhängig um überhaupt produzieren zu können. Aus diesem Grund vermieten viele Bienenzüchter ihre Bienenstöcke während der Zeit der Blüte zum Zweck der Blütenbestäubung. Der vertragliche Bestäubungseinsatz von Bienenvölkern ist in Brasilien nur im Süden des Landes und in einzelnen Regionen von Rio Grande do Norte üblich.

Die afrikanisierte Honigbiene

Bei der Afrikanisierten Honigbiene handelt es sich um eine Kreuzung zwischen europäischen und afrikanischen Honigbienen. Die europäische Honigbiene (Apis mellifea) wurde von europäischen Siedlern nach Amerika gebracht. Sie verbreitete sich über ganz Nordamerika, konnte sich aber nicht an das Klima Mittel- und Südamerikas anpassen. Um eine an das Klima angepasste Biene zu bekommen brachte der Gentechniker Warwick Estavan Kerr 1956 im Auftrag der brasilianischen Regierung afrikanische Königinnen nach Brasilien, um sie mit europäischen Bienen zu kreuzen. Ein Jahr später entwichen mehrere Hybridvölker, die sich explosionsartig vermehrten und sich mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von mehreren Hundert Kilometern pro Jahr von Süd- bis nach Nordamerika ausbreiteten. Mit fatalen Folgen für die brasilianische Imkerei. Die durch die Kreuzung neu geschaffene "Afrikanisierte Biene" (Apis mellifera scutellata) war äußerst aggressiv. Ihr agressives Abwehrverhalten brachte den afrikanisierten Bienen den Beinamen “Killerbiene” ein. Tatsächlich reagieren die Tiere auf eine Störung der Kolonie mit langanhaltenden Attacken im Radius von mehreren hundert Meter um den Bienenstock. Gestörte Bienen folgen ihrem Opfer hartnäckig bis zu 2 km. Der Unterschied der "Killerbienen" gegenüber anderen Bienenrassen besteht darin, dass bei einer Bedrohung fast alle Bienen des Volkes angreifen, statt wie üblich nur eine kleine Anzahl von Tieren.

Die Imker lernten aber mit dieser Biene umzugehen und sie zu schätzen. Sie ist eine hervorragende Honigproduzentin und Bestäuberin und fliegt selbst bei Kälte und Nebel bis in die Nacht. Das milde Klima erlaubt mehrere Ernten pro Jahr. Außerdem ist sie widerstandsfähig gegen die Varroa-Milbe und gegen die Faulbrut. Der Honigproduzent Brasilien rückte von Platz 27 im Jahr 1956 auf Platz 5 im Jahr 1990. Imker tragen bei der Arbeit an den Bienen stärkere völlig weiße Schutzkleidung und schützen sich durch stärkeren Rauch, Bienenhäuser werden stärker abgeschirmt.