Wissenschaftliche Forschungen des nationalen Landwirtschafts-Forschungsinstituts Embrapa erlaubten eine starke Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion innerhalb der letzten Jahre und ließen Brasilien weltführend im Bereich tropischer Landwirtschaft werden. Dem Institut gehören über 2.000 Forscher an, davon halten 25% einen Mastertitel inne, 74% sind Doktoren.
Von 1980 bis 2006 stieg die Gemüseproduktion von 9 Mio. t, auf 700.000 ha erzeugt, auf 17,5 Mio. t, wobei die Anbaufläche lediglich um 10% zunahm. Das Angebot an Rind- und Schweinefleisch vervierfachte sich, an Hähnchenfleisch wird heute gar die 18fache Menge produziert. Die Milchproduktion stieg im Zeitraum von 1975 bis 2006 von 7,9 Mrd. l auf 25,4 Mrd. l. Die Ernte bei den Kornsaaten stieg in den vergangenen 17 Jahren um 146% auf nur 24% größerer Fläche. Reis wurde zu 50% mehr produziert, und das auf einer um die Hälfte reduzierten Fläche.
„Wir haben Resultate erzielt, weil wir in ganz Brasilien Spezialisten haben, die Forschungen in den verschiedensten Anbaugebieten durchführen“, sagt José Roberto Rodrigues Peres von der Abteilung Technologietransfer der Embrapa. „Heute haben wir 600 laufende Forschungsprojekte in unseren 41 Einheiten und Netzen der Bundesländer. Die Mittel aus dem Regierungsprogramm zur Beschleunigung des Wachstums (PAC) garantieren zudem die Forschung für weitere 30 Jahre“, schließt Peres.
Der Ende April diesen Jahres veröffentlichte erste Teil einer Studie der Nichtregierungsorganisation „Reporter Brasil“ über die Biospritproduktion und ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft, warnt unter anderem vor der fortschreitenden Zerstörung Amazoniens. Der Bericht basiert auf Umfragen und Feldforschung auf einer 19.000 km langen Reise durch die brasilianischen Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Paraná, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Tocantins, Pará, Ceará, Bahia, Piauí und Maranhão sowie durch das Land Paraguay. Dieser erste Teil von drei Jahresberichten befasst sich mit der Soja- und Rizinusproduktion und beschreibt systematisch ihre Auswirkungen sowohl sozioökonomisch und arbeitsrechtlich als auch auf die Umwelt, auf indigene und herkömmliche Gemeinden. Der zweite Teil wird sich mit Mais, Baumwolle, Dendê- und Babassuöl befassen, der dritte mit Zuckerrohr und Pinienkernen. Die Studie beinhaltet Fallbeispiele, Karten, Daten und Statistiken aller untersuchten Problemkreise.
Die steigende internationale Nachfrage nach Biotreibstoffen stellt einen neuen Anreiz zur Erhöhung der Sojaproduktion in Brasilien dar. Es wird geschätzt, dass das Land noch dieses Jahr die USA als weltgrössten Soja-Exporteur überflügelt und in höchstens sechs Jahren über die grösste Anbaufläche des Produkts weltweit verfügt. Einerseits verhilft diese Expansion einigen Produzenten zur starken Erhöhung ihrer Gewinne und Brasilien zu mehr Devisen durch die Exporte, andererseits verstärken sich die negative Auswirkungen wie Abholzung von Wäldern, Kontaminierung von Flüssen, Landkonzentration und Ausbeutung der Arbeiter, vor allem in den Regionen des Cerrados im Mittleren Westen und Amazoniens.
Bislang wirkt der Hauptantrieb zur Expansion des Sojaanbaus indirekt. Die gestiegene Nachfrage in den USA nach Äthanol aus Mais hat für einen vermehrten Maisanbau sowie einen Expansionsstopp der Sojapflanzungen gesorgt. Dazu kommt die weltweit grosse Nachfrage nach Schrot, das als Futtermittel verwendet wird, wodurch die internationalen niedrigen Preise des Getreides wieder angestiegen sind. Angesichts dessen erhöhten die brasilianischen Sojapflanzer Ihre Produktion. Die Sojaernte 2007/2008 ist im Vergleich zu der davor um 20% im Norden Brasiliens (wo der grösste Teil der amazonensischen Wälder liegen) gestiegen und um 7,9% im Nordosten, besonders in den Regionen des Cerrados in den Bundesstaaten Maranhão, Piauí und Bahia. In Brasilien ist Soja der Hauptrohstoff für die Produktion von Biodiesel. Der momentane Verbrauch, der die obligatorische Beimischung von 2% im Dieselöl und die jährliche Produktion von 850 Millionen Litern Biodiesel decken soll, wird auf 3,5 Millionen Tonnen Soja geschätzt – eine allerdings immer noch zu geringe Menge, um tatsächlich die Getreidepreise zu beeinflussen.
Der Sojamarkt wird vorraussichtlich noch wachsen. Die starke Nachfrage wird weiterhin dafür sorgen, dass Weideland durch Pflanzungen des Getreides ersetzt werden wird, was wiederum dazu führt, dass sich - oft auf illegale Weise - entwaldete Flächen definitiv in Felder verwandeln, die Viehwirtschaft immer weiter in Richtung Amazonien gedrängt und noch mehr Kahlschlag betrieben wird. Brasilianische hydrographische Becken und ihre Artenvielfalt sind von dem Vorrücken der Sojapflanzungen auf Böden bedroht, deren Vegetation laut Gesetz bewahrt werden müsste, wie etwa die Galeriewälder. Dazu kommt die Kontaminierung der Flüsse, deren Quellen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten liegen wie etwa im Parque Indígena do Xingu.
Es gibt sogar Fälle, wo Soja auf Land produziert wird, das offiziell vom brasilianischen Staat als Indianerreservate ausgewiesen und anerkannt sind, beispielsweise im Reservat Maraiwatsede der Xavantes im Bundesstaat Mato Grosso und in diversen Gebieten in Mato Grosso do Sul, in denen von jeher Guarani-Kaiowás leben.
Trotz der starken Mechanisierung des Sektors findet man auf Sojaplantagen bei der Säuberung des Geländes in der Vorbereitungsphase zum Pflanzen immer noch Sklavenarbeit. Die sogenannten „schwarzen Listen”, die das brasilianische Arbeitsministerium über die Unternehmer führt, die auf ihren Ländereien diese Art von Arbeit nutzen, zeigen, dass 5,2% der Sklavenarbeit mit der Sojaproduktion zusammenhängen. Viele Betriebe und Finanzinstitute bekämpfen zwar die Sklavenarbeit, doch gibt es immer noch Lücken, durch die Sojaproduzenten der „schwarzen Liste“ ihre Ware auf den Markt bringen.
Abgesehen davon, bestehen Probleme durch die geringe Schaffung von Arbeitsplätzen auf dem Land aufgrund der Mechanisierung der Produktion (ein bis vier direkte Arbeitsplätze auf je 200 Hektar) sowie bei den Arbeitsunfällen durch das Manövrieren von Landmaschinen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die extrem stark genutzt werden sowohl in der herkömmlichen Produktion als auch bei der gentechnisch veränderten Pflanzen. Die Zahlen der Landarbeiter und der Bevölkerung die in unmittelbarer Nähe von Plantagen lebt und Vergiftungserscheinungen durch Pflanzenschutzmittel verzeichnen, sind steigend. 2005 suchten 6870 von ihnen ärztliche Hilfe. Der Expansionsprozess der Soja, der auf einem Modell von riesigen mechanisierten Ländereien beruht, provoziert zunehmende Landkonzentration und Landflucht. Obwohl die Sojaproduktion gestiegen ist, hat sich die Zahl der das Getreide produzierenden Betriebe im vergangenen Jahrzehnt um 42% verringert. Bei anderen Produkten gab es eine Minderung von 16,3% im selben Zeitraum. Der Expansionsprozess geht nicht friedlich ab, sondern bildet den Hintergund für 16 Konflikte im Bundesstaat Mato Grosso im vergangenen Jahr, von mindestens 18 der 38 Konflikte in Paraná und zumindest von zwei der 105 Konflikte in Pará.
Auch wenn es einerseits noch früh ist, um das Gewicht abzuschätzen, das die Biokraftstoffe bei den Preisen der landwirtschaftlichen Commodities einnehmen, kann man andereseits bereits daraus schliessen, dass die steigende Nachfrage nach ihnen Druck auf die Lebensmittelproduktion ausüben wird und das in einem Moment, in dem Produkte wie Soja, Mais und Weizen Rekordpreise erreicht haben. Der Internationale Währungsfond kalkuliert eine Preiserhöhung der Lebensmittel von 30,4% von November 2004 bis Dezember 2007. Biotreibstoffe werden nicht den Hunger in der Welt erschaffen, da ja bereits Hunderte von Millionen Menschen täglich Hunger leiden. Sicherlich aber werden sie das Problem noch verschlimmern.
Die vorliegende Studie, über Brasilien und seine Produktion von Biotreibstoffen, kann in der momentanen delikaten Situation dafür sorgen, dass negative Auswirkungen identifiziert und aufgehalten werden können. Eine der Empfehlungen an die Regierung ist beispielsweise das Streichen der Finanzierungen und Umschuldungen für Unternehmer, die verantwortlich für die Auswirkungen wie Umweltschäden sind. Daneben soll die Expansion landwirtschaftlich genutzter Flächen im Cerrado und in Amazonien nicht erlaubt werden ohne Studien, die beweisen, dass sozial und umwelttechnisch keine Schäden entstehen werden, dass die lokale Bevölkerung befragt wurde und dass die ernährungstechnische Unabhängigkeit garantiert ist. Unternehmern wird extreme Vorsicht bei der Auswahl ihrer Lieferanten sowie beim Verhalten der eigenen Betriebe geraten.
Mit dem Start des Nationalen Programms zur Produktion und zum Nutzen des Biodiesels (PNPB) im Jahre 2004 richten sich alle Blicke wieder auf den Rizinus, der von der brasilianischen Regierung zum Zugpferd seiner Politik der sozialen Integration der Familienbetriebe in die Produktionsprozesse von Biokraftstoffen gemacht wurde. So erhält die Biodieselindustrie von der Regierung Steuervorteile beim Kauf Rizinus, der von Familienbetrieben - vor allem aus dem semiariden Nordosten - produziert wird.
Das Projekt brachte jedoch den Kleinbauern noch keine konkrete Resultate, vor allem nicht denen in den Bundesstaaten im Nordosten Brasiliens. Trotz der Bemühungen der Regierung, die Pflanzung von Rizinus zu fördern, ist seine Produktionskette noch immer stark an private Projekte der Biodieselindustrie gebunden und weit von den Bedürfnissen der Familienbetriebe entfernt, was zu Missverständnissen zwischen dem landwirtschaflichen und dem verarbeitendem Sektor führt. Aber es gibt Ausnahmen: Wenn organisierte Bauern die Produktionskette übernehmen und ihre eigenen Kriterien für Verarbeitung und Kommerzialisierung anwenden können, dann zeigt sich der Rizinus sehr wohl als Alternative, die einen sozial, umwelttechnisch und wirtschaftlich nachhaltigen Verdienst einbringt.
Die brasilianische Innenministerin Dilma Rouseff hat sich auf dem 2.CEO Forum in Washington am Montag deutlich gegen die allerseits auftretetenden Verurteilungen der Produktion von Biokraftstoffen gewandt. Die weltweit zu verzeichnenden drastischen Preissteigerungen bei Lebensmitteln sei in erster Linie den extrem hohen und städig steigenden Ölpreisen zuzuschreiben. Die Produktion und der Verbrauch von Biokraftstoffen, wie Ethanol aus Zuckerrohr, ist im Vergleich zum Energieträger Petroleum dermassen gering, dass sie im Teuerungsprozess so gut wie keine Rolle spiele. Dies seie ein Fakt.
Dilma Rouseff findet die Aussagen sehr merkwürdig, wonach die Produktion von Biokraftstoffen in eine direkte Verbindung mit der Verteuerung von Lebensmitteln gebracht wird. Dies seien ausgesprochen tendenziöse Aussagen, die sie sehr besorgt machen.
Neben den hohen Ölpreisen seien es auch andere Faktoren, wie der gestiegene Bedarf an Proteinen in China und Indien, wo die Menschen sich besser ernähren. Schliesslich dürfe es kein Privileg der reichen Länder sein Proteine zu konsumieren. Ebenfalls wurden Klimaveränderungen und deren Folgen für die Situation verantwortlich gemacht.
Auch zeuge die Behauptung, dass der Anbau von Zuckerrohr, der von der landwirtschaftlich nutzbaren Flache insgesamt nur einen unbedeutenden Teil ausmache, verantwortlich für die Abholzung des amazonensischen Regenwaldes sei, von Unwissen, da die Plantagen in der Regel über 1000km vom Regenwald entfernt seien.
Bei dieser Gelgenheit forderte die Ministerin von den reichen Industrienationen die Aufgabe ihrer Protektionsmechanismen. Dies verhindere das Wachstum der Agrarproduktion in den ärmeren Ländern und deren nachhaltige und dauerhafte Entwicklung, da diese keine Märkte mehr findenwürden.
Die Europäische Union hat beschlossen, mit sofortiger Wirkung den Import von brasilianischem Rindfleisch aus 106 Farmbetrieben zu erlauben. Da die Regierung in Brasília mittlerweile ca. 5.000 Betriebe als für den Export geeignet ansieht, entspricht diese Freigabe lediglich einem Anteil von 2,12%. Dies sei „dasselbe wie nichts“, äusserte die Landwirtschafts- und Viehzuchts-Konföderation Brasiliens (CNA). Auch wurden Stimmen in der CNA laut, die ein Vorstelligwerden bei der Welthandelsorganisation WTO anrieten.
Für Landwirtschaftsminister Reinhold Stephanes jedoch bedeutet dieser Schritt die erneute Öffnung des europäischen Marktes. Er erwartet, dass die Exporte bis zum Jahresende auf das normale Maß zurückkehren werden. „Das Signal ist positiv, es bedeutet, dass die EU Interesse am brasilianischen Fleisch hat“, ließ er verlauten. Auch der Verband der brasilianischen Fleischexport-Industrie (Abiec) äusserte sich zustimmend.
Verantwortliche eines weiteren Agrarbereichs sehen sich durch die Vorkommnisse beim Rindfleisch alarmiert. Die Geflügelzüchter, Weltexporteur Nr. 1, machen auf Missstände im sanitären Bereich aufmerksam, die aufgrund fehlenden qualifizierten Personals oder mangelnder Koordination staatlicher Programme bestehen. Laut CNA hielten die Investitionen ins Sanitärsystem von lediglich 0,4% des Exportvolumens des vergangenen Jahres nicht mit der deutlichen Steigerungsrate von 9,4% im Geflügelsektor mit. Diese Investitionen müssten mindestens verdreifacht werden, zumal da es Anzeichen gibt, dass die Rekorde aus 2007 im laufenden Jahr noch übertroffen werden. So wurde im Januar Geflügel im Gegenwert von 474 Mio.US$ exportiert, im gleichen Vorjahreszeitraum betrug der Wert 265 Mio. US$.
Einem Bericht des ISAAA (International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications) nach betrug der Zuwachs beim Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen im vergangenen Jahr 30%, nur übertroffen von der Rate Indiens, die bei 63% lag. Bei der Anbaufläche wies Brasilien die größte Steigerung weltweit auf, sie betrug 3,5 Mio. Hektar. Trotz Erhöhung dieser Raten blieb Brasilien mit 15 Mio. ha angebauten Soja und Baumwolle drittgrößter Produzent transgener Kulturen in der Welt. Nur die USA (57,7 Mio. ha) und Argentinien (19,1 Mio. ha) bauten auf mehr Fläche an.
Der Bericht des ISAAA, der von der Saatgutindustrie gesponsert wird, weist darauf hin, dass der Anbau von transgenen Pflanzen zum Abbau der Armut bei den Bauern in aller Welt beitrage – eine Sicht, die Umweltschutzgruppen so nicht teilen können. So erklärt beispielsweise die brasilianische NGO „Amigos da Terra“ („Freunde der Erde“), dass der Anbau dieser Pflanzen zu einem beträchtlichen Anstieg des Pestizidverbrauchs führt und nicht den von der Industrie der armen Bevölkerung versprochenen Erntezuwachs bringt.
Im vergangenen Jahr sollen dem ISAAA zufolge weltweit 2 Mio. Farmer, die nun gentechnisch verändertes Saatgut pflanzen, zu den schon bestehenden 10 Mio. hinzugekommen sein. Von ihnen seien 90%, also um die 11 Mio., arm. Dem Bericht zufolge ist es das erste Mal, dass die Anzahl der Entwicklungsländer (12), die manipuliertes Saatgut verwenden, die Zahl der reichen Länder (11), die dies tun, übertrifft. Auch sei die Wachstumsrate der Entwicklungsländer mit 21% mehr als dreimal so hoch wie der Industrieländer mit 6%.
Der Präsident und Autor des Berichts, Clive James, äußerte sich dahingehend, dass mit der globalen Preiserhöhung von Lebensmitteln die Vorteile der biotechnologischen Kulturen niemals so wichtig waren wie jetzt. Um das Ziel der UNO, Hunger und Armut bis zum Jahr 2015 um die Hälfte einzudämmen, zu erreichen, werden diese Kulturen im kommenden Jahrzehnt eine noch wichtigere Rolle spielen, sagte James.
Für die „Freunde der Erde“ jedoch sind die Vorteile nicht genügend belegt. Die NGO betont, dass das Saatgut gentechnisch verändert werde, um es gegen Schädlinge und Pestizide resistent zu machen, dies jedoch zu einem erhöhten Verbrauch von Herbiziden bei anderen Kulturen führe. Ausserdem weist die Organisation darauf hin, dass der Großteil der kommerzialisierten transgenen Anpflanzungen als Futtermittel und nicht zur Ernährung der Armen dient.
Der Nationale Rat für Biosicherheit (CNBS) hat am 12.02.2008 die Anpflanzung und Kommerzialisierung von zwei Sorten gentechnisch verändertem Mais genehmigt. Es handelt sich um Entwicklungen der Firmen Bayer Crop Science und Monsanto. Die nun erlaubten Sorten sind das Herbizid-resistente Liberty Link bzw. das Insektizid-resistente MON 810. Damit ist Mais nach Soja und Baumwolle das dritte landwirtschaftliche Produkt, welches diese Genehmigung erhält. Der CNBS, der sich aus elf Ministern zusammensetzt, untersucht dabei Fragen unter sozio-ökonomischen Gesichtspunkten. Die entscheidende Abstimmung endete 7:4 pro Gen-Mais.
Der Minister für Wissenschaft und Technologie, Sérgio Rezende, stellte gegenüber Journalisten fest, dass der genehmigte Maissamen aus wissenschaftlicher und technologischer Sicht für den Verzehr durch den Menschen, als Tierfuttermittel und in Hinsicht auf den Umweltschutz als sicher gilt.
Es steht nun noch die Registrierung dieser transgenen Varietäten durch das Landwirtschaftsministerium aus. Dabei handelt es sich um einen bürokratischen Prozess, der sich nicht allzu lange hinziehen dürfte, zumal sich der zuständige Minister Reinhold Stephanes, Berichterstatter in dieser Angelegenheit beim CNBS, schon positiv geäussert hat.
Wenn dem transgenen Mais keine juristischen Stolpersteine mehr in den Weg gelegt werden, könnte er zur zweiten Ernte des kommenden Jahres 2008/2009 angepflanzt werden. Für eine weitere Sorte, Syngenta, steht die Genehmigung noch aus.
Die Preise für Ackerland wiesen im vergangenen Jahr aufgrund von starker Produktion und in Erwartung einer Rekordernte für 2007/2008 eine Wertsteigerung von 17,8% auf, inflationsbereinigt waren es noch 9,6%. Der Preis für einen Hektar stieg von 3.276 Reais (1.260 €) auf 3.860 Reais (1.485 €). Betrachtet man bei der Analyse einen größeren Zeitraum von drei Jahren, so liegen die deutlichsten absoluten Wertsteigerungen pro Hektar im Bundesland São Paulo.
Trotz Turbulenzen an den internationalen Märkten, die Investitionen benachteiligen können, wird für 2008 wieder ein neuer Boom erwartet. Die Experten begründen ihn mit drei Faktoren: der Stabilität der Preise von Kornsaaten, des Wiedererstarkens der Viehzucht und dem Ausbau der Anbauflächen für die Produktion von Biokraftstoffen.
Dazu kommt, dass in den Regionen, die als Grenzgebiete bezeichnet werden, also Mato Grosso, der Westen Bahias und der sogenannte Mapito Gürtel (Maranhão, Piauí, Tocantins), wo die Preise traditionell sehr niedrig waren, in letzter Zeit auch ausländische Investoren und Investmentfonds in steigendem Masse Land erworben haben und so zu der allgemeinen Preissteierung beitrugen.
Die Preisentwicklung für Land ist einer der Faktoren, die indirekt die Abholzung der Wälder in den landwirtschaftlichen Grenzgebieten beeinflussen. Das Schaffen von Ackerflächen geht Hand in Hand mit der, grösstenteils illegalen, Ausbeutung von Edelhölzern, dem Anlegen von Weideflächen für Viehzucht und Kornsaatkulturen oder anderen Dauerkulturen.
Ende Januar bezeichnete Präsident Lula den Kahlschlag im Amazonas als „kleinen Tumor“, der wie ein diagnostizierter Krebs behandelt würde. Dabei versuchte er zu vermeiden, die, kürzlich noch vom Umweltministerium als Hauptbösewichte hingestellten, Aktivitäten des Sojaanbau und Viehzucht dafür in die Verantwortung zu nehmen.
Nach Schätzungen des Nationalen Instituts für Weltraumforschung INPE, welches für die Satellitenüberwachung zuständig ist, wurden in den letzten vier Monaten des vergangenen Jahres 7.000 km2 Wald vernichtet, das entspricht der 4,7fachen Fläche des Stadtgebietes von São Paulo, zum Vergleich, der 7,9fachen Fläche des Stadtgebietes von Berlin. Die Daten zeigten eine Unterbrechung der seit Anfang 2005 festgestellten fallenden Tendenz bei der Abholzung.
Die Europäische Kommission hat im vergangenen Jahr Unzulänglichkeiten im sanitären System und bei der Viehüberwachung (Rückverfolgbarkeit) in brasilianischen Betrieben festgestellt und Restriktionen für den Import Brasilianischen Rindfleisches erlassen. Wobei es offensichtlich ist, dass diese Massnahmen wohl auf den Einfluss einer starken, vorwiegend irländischen Lobby zurückzuführen sind, die sich von den brasilianischen Importen benachteiligt fühlt.
Laut den am 31. Januar in Kraft getretenen verschärften Bestimmungen der EU besitzt Brasilien zur Zeit keinen einzigen landwirtschaftlichen Betrieb, der diese neue Normen erfüllt. Konsequenterweise sind brasilianische Rindfleischexporte in natura in die EU-Staaten ab sofort auf unbestimmte Zeit verboten. Auf Grund der Probleme mit BSE und Maul- und Klauenseuche (MKS) wurden die Einfuhrbestimmungen verschärft, da man befürchtet, sich die MKS wieder über die brasilianische Hintertür ins Haus zu holen. Industriell behandeltes Fleisch ist von dem Verbot ausgenommen, da der Virus der Maul- und Klauenseuche beim Verarbeitungsprozess abgetötet wird.
Über die Anzahl der Farmbetriebe, welche die Erlaubnis zum Export erhalten, gibt es zwischen der brasilianischen Regierung und den Kommissären in Brüssel Differenzen. Während Brasilien eine Liste mit über 2.700 als geeignet betrachteten Betrieben schickte, will die EU nur für 300, das sind lediglich 3% aller Rindfleisch produzierenden Farmen, den Import nach Europa zulassen. Diese Liste sei erst am vergangenen Dienstag geschickt worden und so würde die EU mehr Zeit zur Analyse benötigen, doch momentan existiere keine geprüfte Liste und somit kein autorisierter Betrieb, teilte der Kommissär Markos Kypriano mit. Allerdings hatte Brasilien bis Ende Januar Zeit, diese Liste zu übersenden.
Im Jahre 2007 betrugen die brasilianischen Exporte in die EU 543.000 t, das waren 21% der Gesamt-Rindfleischexporte. Diese erbrachten einen Ertrag von 1,4 Mrd. US$, was 34% der Gesamterträge entspricht. 34% Ertrag mittels 21% des Exports waren möglich, da in Europa gute Preise erzielt werden konnten. Das verdeutlicht den Impakt, den die EU-Entscheidung für den brasilianischen Markt haben wird. Die Schäden für die brasilianischen Produzenten werden in der Größenordnung zwischen 80 und 90 Mio. US$ monatlich liegen. Das Embargo hält mindestens bis zum 25. Februar an, wenn ein erneute Untersuchung der Europäer im Land erfolgen wird.
Für den brasilianischen Landwirtschaftsminister Reinhold Stephanes gibt es kein sanitäres, sondern ein rein bürokratisches Problem bezüglich der Viehüberwachung. Ulrich Kihm, ehemaliger Direktor des Bundesveterinäramts der Schweiz, die über ein Abkommen mit der EU auch vom Verbot betroffen ist, hat eine ähnliche Ahnung: „In Brasilien trägt nicht jedes Rind eine Ohrmarke, die es eindeutig identifiziert.“ Laut Kihm ist das aber auch in Argentinien, Kanada und den USA der Fall. Auch er kann nicht sagen, warum sich die EU gerade auf Brasilien eingeschossen hat. In der Schweizer Fleischbranche wird gemunkelt, dass die EU einen wahrhaften Handelskrieg gegen Brasilien führt