Nach jahrelangen Verhandlungen wurde in der Nacht von Montag auf Dienstag, Mai 17./18., der Fusionsvertrag zwischen den zwei Giganten der Brasilianischen Lebensmittelindustrie Perdigão und Sadia unterzeichnet.Das neue Unternehmen, nach JBS Friboi, grö;ßte Lebensmittelindustrie, nach Petrobras und Vale do Rio Doce drittgrößtes Exportunternehmen Brasiliens, weltweit größter Produzent und Exporteur von verarbeiteten Fleischprodukten, nimmt nunmehr die 10. Stelle aller Lebensmittelindustrien Amerikas ein. Der Riese beschäftigt 119.000 Angestellte und produziert in 42 Fabriken und Anlagen. Vom Gesamtumsatz von Reais 22Mio, entfallen Reais 10Mio auf den Export.
Brasilianische Geflügelproduzenten und Schlachthäuser haben in letzter Zeit verstärkt ein Auge auf den Milliardenmarkt im Nahen und Mittleren Osten geworfen. Mit der Einhaltung islamischer Lebensmittelvorschriften lassen sie sich ihre Produkte als “Halal-Food“ zertifizieren. Das Halal-Label einer Ware ist dabei Voraussetzung, damit sie überhaupt in muslimischen Ländern zugelassen werden kann.
Bei mittlerweile1,3 Milliarden Moslems weltweit sind heute bereits 70% des globalen Geflügelmarktes nach dem Halal-System ausgerichtet. Der brasilianische Lebensmittelhersteller Sadia hat sogar seine gesamte Produktion den Richtlinien der arabischen Welt angepasst.
Laut der Brasilianischen Vereinigung der Hähnchenproduzenten und –exporteure ABPEF haben die brasilianischen Geflügelexporte in den Nahen und Mittleren Osten im vergangenen Jahr die Marke von einer Million Tonnen überschritten. Das ist fast ein Drittel aller exportierten Hähnchen mit einem Umsatz von USD 1,9 Milliarden.
Als einer der herausragenden Persönlichkeiten des brasilianischen Agrobusiness wurde in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Dinheiro Rural“ Alysson Paulinelli präsentiert. Der Agronom aus Minas Gerais war in den 70er Jahren von General Ernesto Geisel während der Militärdiktatur dazu berufen worden, die Region des Cerrado zu besiedeln. Paulinelli erfüllte nicht nur seine Mission, sondern verdoppelte auch die brasilianische Getreideproduktion in rund 20 Jahren von 40 auf 80 Millionen Tonnen. Der Cerrado verwandelte sich damit vom hässlichen Entlein der Landwirtschaft in Brasiliens Kornkammer.
Fast ein Viertel der gut 8,5 Millionen km2 des brasilianischen Territoriums wird dabei als „Cerrado“ bezeichnet. Darunter fallen grosse Flächen der Bundesstaaten Tocantins, Goiás, Minas Gerais, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Maranhão und der gesamte Regierungs-Distrikt Brasília, ausserdem ein signifikanter Teil der Bundesstaaten Bahia, Ceará, Pará, Rondônia und São Paulo.
Die Gouverneure der Bundesstaaten in Amazonien erkllärten heute auf einem Treffen mit dem brasilianischen Umweltminister Carlos Minc in Cuiabá, Mato Grosso, dass Ausländer Kleinbauern und Großgrundbesitzer der Region dafür bezahlen sollten, dass diese den Wald erhalten. Ivo Cassol aus Rondônia schlug etwa einen Aufpreis von 20% auf die Eintrittskarten für die Fussball-Weltmeisterschaft 2014 für Ausländer vor, die in einen Umwelt-Fond eingezahlt werden sollten.
Unter den Gouverneuren Amazoniens begrüßte auch Blairo Maggi aus Mato Grosso Minc, der ihn, einen der größten Soja-Anbauer der Welt, noch vor kurzem beschuldigt hatte, selbst noch in den Anden Soja pflanzen zu wollen. Nun will Minc „ökologischen Frieden“ mit Maggi schliessen und Partnerschaften eingehen. Die Politiker sprachen sich dafür aus, dass die Bauern finanziell entschädigt werden müssten, wenn sie der Umwelt Dienste leisten würden, indem sie die Abholzungen und damit auch den Ausbau neuer Agrarflächen unterlassen würden. Dies sei eine Form, wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer Nachhaltigkeit zu verbinden.
Die Erklärungen wurden auf dem 14. Katoomba-Meeting abgegeben, einem internationalen Treffen von Politikern, Forschern und Umweltschützern, die noch bis morgen die Einführung von Marktinstrumenten zur Minderung des Kahlschlags und der Emission von Treibhausgasen diskutieren werden. Ein wichtiges neues Instrument, zusammengefasst unter der Abkürzung REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation – Reduzierung der Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern), besteht dabei aus einer ganzen Reihe von Vorschlägen, die letztendlich darauf aus sind, einen völkerrechtlichen Rahmen zu schaffen, in dem mit internationalen Mitteln Amazonien für den Schutz seiner Wälder finanziell entschädigt wird. Mit diesen Geldern könnten nicht nur bereits abgeholzte Flächen wieder bewaldet, sondern auch intakte Regionen erhalten bleiben.
Der REDD Mechanismus, sei nach Maggi genau das, was Mato Grosso brauche. Um die Umwelt nicht zu schädigen, müsse sie etwas wert sein. Auch der Gouverneur vom Bundesstaat Amazonas, Eduardo Braga, meinte, die reichen Länder sollten den Erhalt der Wälder finanzieren, da sie schließlich die Hauptverantwortlichen für die Emissionen seien. Umweltminister Minc verkündete, ab Mai diesen Jahres Projekte zum Schutz und zur Wiederaufforstung bestimmter Regionen Amazoniens zu starten, die aus dem 2007 begründeten Amazonas-Fonds finanziert werden. Der Fond allerdings erhielt bisher nur eine einzige Spende, USD 130 Millionen aus Norwegen.